eb - Elektrische Bahnen 1-2 | 2022

59 Journal 120 (2022) Heft 1-2 Streckenrekord für Stadler-Akkumulatortriebwagen FLIRT Akku Am 10. Dezember 2021 befuhr ein Akkumulatortriebzug vom Typ FLIRT Akku von Stadler die 224 km lange Strecke zwischen Berlin und Rostock-Warnemünde ausschließlich im Akkumulatorbetrieb und ohne Nachladung. Die Fahrt fand anschließend Eingang in das GuinnessBuch der Rekorde (Guinness World Records) [1]. Die klimatischen Bedingungen zum Zeitpunkt der Fahrt waren winterlich mit Außentemperaturen im Frostbereich. Der Triebzug wurde ursprünglich für eine betriebliche Reichweite von 80 km ausgelegt. Der Test zeigt die vorhandenen Reserven in der Reichweite deutlich auf. Die Testfahrt wurde von Experten des TÜV NORD begleitet und überwacht. Das Testfahrzeug wurde 2018 vom Eisenbahn-Bundesamt zugelassen und hat seitdem 15000 km im Testbetrieb absolviert. Bereits 2019 hat Stadler die erste Ausschreibung für Triebzüge mit alternativen Antrieben in Deutschland gewonnen und 55 Fahrzeuge vom Typ FLIRT Akku an die schleswig-holsteinische NAH.SH verkauft. Im November 2021 folgte ein weiterer Auftrag über 44 Fahrzeuge für die DB Regio. Für die amerikanische San Bernardino County Transportation Authority (SBCTA) baut Stadler zudem den ersten mit Wasserstoff angetriebenen FLIRT. [1] https://www.guinnessworldrecords.com/ world-records/682363-greatest-distanceby-battery-electric-multiple-unit-bemuon-a-single-charge-pr; abgerufen am 02.02.2022. Ladeinfrastruktur für Akkumulator-Triebzüge Die Firma Rail Power Systems GmbH (RPS) mit Sitz in München hat den Zuschlag für einen Rahmenvertrag für die Lieferung von Ladeunterwerken für Akkumulatortriebzüge (ETA) von der DB Energie GmbH erhalten. Kernstück der Unterwerke sind Frequenzumrichter der Baureihe TIBS® der Firma F&S Prozessautomation Dohna. Diese stellen sekundärseitig die Fahrleitungsspannung AC15 kV 16,7Hz bereit. Die Ladeunterwerke dienen der Speisung von Oberleitungsinseln, bei denen ETA in einem räumlich begrenzten Fahrleitungsabschnitt wie ein normales elektrisches Triebfahrzeug verkehren und dabei gleichzeitig die Traktionsakkumulatoren auf den Fahrzeugen laden können. Die Ladeunterwerke werden über eine Mittelspannungsschaltanlage an das speisende Energieversorgungsnetz angeschlossen. Durch die Umrichter wird eine symmetrische Leistungsentnahme aus dem öffentlichen Netz sichergestellt. Die Fahrleitungsabschnitte werden über eine luftisolierte Fahrleitungsschaltanlage vom Typ TracFeed® TAA angeschlossen, die auch in „normalen“ Unterwerken und dezentralen Umrichterwerken der DB Energie genutzt wird. Die Struktur der Ladeunterwerke ist redundant, womit eine hohe Versorgungssicherheit gewährleistet wird. Die Leistungsgrößen der Unterwerke sind skalierbar und richten sich nach dem lokalen Leistungsbedarf. Sie können für 2,5MVA, 5MVA oder 7,5MVA konfiguriert werden. Aus dem Rahmenvertrag wurde das erste Ladeunterwerk bereits abgerufen. Drei Unterwerke mit je 5MVA Leistung sind für das vom Nahverkehrsverbund für Schleswig-Holstein (NAH.SH) ausgeschriebene Regionalnetz vorgesehen, auf dem Fahrzeuge der Firma Stadler vom Typ FLIRT Akku verkehren werden. Weitere Ladeunterwerke sind in Kleve (Nordrhein-Westfalen) mit 7,5MVA Leistung und in Minden mit 2,5MVA Leistung vorgesehen. Das Projekt der Ladeunterwerke ist das bisher größte im Rahmen der Kooperation zwischen RPS und F&S zur Anwendung von Umrichtern im Bahnbereich. Ein weiteres Beispiel für die Kooperation ist eine Mehrspannungsversorgungsanlage, wie sie im Alstom-Werk in Bautzen für AC15 kV 16,7Hz und AC25 kV 50Hz realisiert wurde, mit der Möglichkeit, sie um die gängigen Gleichspannungen zu erweitern. Triebzug Stadler FLIRT Akku am 10. Dezember 2021 in Berlin (Foto: Stadler).

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