Auszug | eb - Elektrische Bahnen 12 | 2022

516 Fachwissen Fahrleitung 120 (2022) Heft 12 Dynamisches Verhalten von Oberleitung und Stromabnehmern bei Mehrstromabnehmerbetrieb Margot Nijs, Paul Tobback, Brüssel (BE); Werner Krötz, Frankfurt; Albrecht Brodkorb, Erlangen; Dirk Behrends, Berlin Im §4.2.13 der TSI Energie 1301/2014/EU [1] beschreibt eine Treppenkurve anhand von Erfahrungsdaten den Mindeststromabnehmerabstand pro Geschwindigkeit für Zugbetrieb mit zwei Stromabnehmern. Ein ERA-Arbeitskreis hat Simulationen und Messdaten von mehreren Unternehmen gesammelt und analysiert, mit dem Ziel, eine auf physikalischen Grundlagen beruhende stufenlose Kurve für Mehrstromabnehmerbetrieb einzuführen. Dynamic behavior of overhead contact lines and pantographs in multiple pantograph operation In §4.2.13 of the TSI Energy 1301/2014/EU [1], for train operation with two pantographs, a step curve based on experience data describes the minimum distance between pantographs as a function of the velocity. An ERA working group collected and analysed simulations and measurement data of multiple companies, with the aim of introducing a physically based stepless curve for multiple pantograph operation. Comportement dynamique de la caténaire et des pantographes en opération multi-pantographes Dans le §4.2.13 de la STI Energie 1301/2014/EU [1], une courbe escalier basée sur des données d’expérience décrit la distance minimale entre pantographes en fonction de la vitesse pour l’opération de trains avec deux pantographes. Un groupe de travail de l’ERA a collectionné et analysé des simulations et des données de mesures de plusieurs entreprises, avec le but d’introduire une courbe sans marches sur une base physique pour l’opération multi pantographe. 1 Hintergrund In der Anfangszeit der Elektrifizierung waren viele Oberleitungsbauformen zunächst nur für den Betrieb mit einem Stromabnehmer ausgelegt worden. Betriebliche Anforderungen wie Doppeltraktion bei Güterzügen, später auch Doppeltraktion bei Triebzügen und Hochgeschwindigkeitstriebzügen, führten dazu, dass einerseits für bestehende Bauformen Nachweise für den Betrieb mit zwei anliegenden Stromabnehmern geführt wurden und neuere Oberleitungen für den Hochgeschwindigkeitsverkehr generell für den Betrieb mit zwei anliegenden Stromabnehmern ausgelegt wurden. Dabei wurden im Güterverkehr im Rahmen der Doppeltraktion kurze Abstände, im Hochgeschwindigkeitsverkehr mit zwei gekoppelten Triebzügen Abstände von typischerweise etwa 200m beziehungsweise 400m betrachtet. Für die Versionen der Technischen Spezifikationen für die Interoperabilität des Teilsystems Energie (TSI ENE) für den Hochgeschwindigkeitsverkehr wurden zunächst nur Stromabnehmerabstände größer als rund 200m betrachtet. Mit der Entwicklung der TSI ENE für den konventionellen Verkehr wurde insbesondere von Seiten der Fahrzeugbetreiber sehr bald die Frage nach zulässigen Maximalgeschwindigkeiten bei kürzeren Stromabnehmerabständen gestellt. Hierzu brachten die verschiedenen Bahnverwaltungen ihre Erfahrungen mit diesen Abständen in die Erstellung der TSI ENE CR (2011/274/EU) [2] ein. Dabei entstanden dann durch unterschiedliche Oberleitungsbauarten in den verschiedenen Ländern für die Oberleitungen für AC 25 kV 50Hz und AC 15 kV 16,7Hz, DC 3 kV und DC 1,5 kV jeweils die drei Kategorien A, B und C. Die Tabelle 4.2.13 der aktuellen TSI ENE beruht daher auf den Werten der TSI ENE CR für die dort angegebenen Abstände von 8m, 20m, 85m und 200m. Dabei ist immer vorausgesetzt, dass maximal zwei Stromabnehmer anliegen. 2 Änderung Betriebskonzepte 2.1 Neue Entwicklungen 2.1.1 Zunehmender Einsatz von Triebzügen In den letzten zwei Jahrzehnten wurde nicht nur die TSI ENE erstellt und regelmäßig fortgeschrieben. Es eb 12 2022 ePaper Abonnement 2022 ã Georg Siemens Verlag GmbH & Co. KG Vervielfältigung und Verbreitung unzulässig und strafbar!

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