Auszug | eb - Elektrische Bahnen 10 | 2020

418 Nachrichten 118 (2020) Heft 10 Engpassmanagement als Entscheidungsunterstützung für das Systemführungspersonal möglich. Um die Reaktionsfähigkeit durch Teilautomatisierung (Autonomiestufe 2) zu erhöhen, wird dies unter anderem für Schaltprogramme eingesetzt. Perspektivisch empfehlen die Experten, die Teilstörungsbeseitigung und den Lastabwurf teilautomatisiert (Autonomiestufe 2) auszuführen. Für das Engpassmanagement und die Spannungs- beziehungsweise Blindleistungskoordination empfehlen die Experten die Autonomiestufe 3. [1] VDE (Hrsg.): Systematisierung der Autonomiestufen in der Netzbetriebsführung. VDE Impuls Juli 2020. Elektromobilität im Straßenverkehr Elektrischer Gelenkbus Die Stuttgarter Straßenbahn (SSB) nahm im September 2020 den bundesweit ersten elektrischen Gelenkbus von Volvo auf der Schnellbuslinie X1 in Betrieb. Der dreiachsige 18,5m lange Volvo 7900 EA ist für 150 Fahrgäste ausgelegt und wird von einem I-SAM-Doppelmotor mit 397 kW Leistung angetrieben, der im Heck nach links versetzt angeordnet und als Retarder geschaltet ist. Der Bus verfügt über das elektronische Bremssystem EBS mit Berganfahrhilfe, ABS und abschaltbarem ASR. Die zulässige Gesamtmasse beträgt 29 t. Das Energiespeichersystem besteht aus einer Lithium-Ionen-Batterie mit automatischer Batterietemperaturregelung. Der Bus hält die Batterien auf Betriebstemperatur, um das Fahrzeug ohne Aufwärmphase starten zu können. Die 24-V-Batterien werden aus der 600-V-Batterie geladen, und die Vorwärmung des Innenraums kann über eine Zeitschaltuhr erfolgen. Die SSB errichtete auf dem Betriebshof in Gaisburg zwei Ladestationen mit jeweils zwei Ladesäulen. Sie ermöglichen sequentielles Laden. Das bedeutet, dass an eine Ladesäule gleichzeitig zwei Busse mittels Combo2-Steckern gehängt werden können. Erst wenn die eine Batterie voll ist, wird automatisch der zweite Bus geladen. Der Einsatz ist Teil des Erprobungskonzepts der SSB auf der mit ungünstigen topographischen und klimatiTabelle Netzbetrieb-Autonomiestufen. Reichweite der Automatisierung Autonomiestufe Definition keine Automatisierung Autonomiestufe 0 Die Systemführung trifft auf Basis von Melde-/Messinformationen Entscheidungen über Sollwerte und setzt diese manuell, ferngesteuert um. 0a – Observability: Die Systemführung kann den Netzzustand basierend auf Messinformationen überwachen. 0b – Controllability: Die Systemführung kann den Netzzustand mit Hilfe von fernsteuerbaren Betriebsmitteln beeinflussen. Teilfunktionsautomatisierung Autonomiestufe 1 Assistenz Hintergrundfunktion, die (ständig oder nach Aktivierung durch den Systemführer) Berechnungen durchführt. 1a – Awareness: Die Systemführung wird durch die Hintergrundfunktion durch Informationen unterstützt. 1b – Decision Support: Die Hintergrundfunktion liefert der Systemführung Handlungsvorschläge, über deren Umsetzung die Systemführung entscheidet. Autonomiestufe 2 Teilautomatisierung Funktion, die durch die Systemführung aktiviert wird und ohne eine weitere Freigabe durch die Systemführung automatisiert regelt. Autonomiestufe 3 Bedingungsautomatisierung Funktion, die durch auslösende Bedingung (zuvor durch Systemführer definiert) automatisch aktiviert wird und ohne weitere Freigabe durch die Systemführung automatisiert regelt. Gesamtsystemautomatisierung Autonomiestufe 4 Hochautomatisierung Eine sehr große Zahl der erforderlichen Funktionen/Systemdienstleistungen ist durch Bedingungsautomatisierungen abgedeckt. Der Netzbetrieb läuft im Normalbetrieb und bei üblichen Fehlerfällen (daily business) automatisiert. Bei seltenen Störereignissen wird der Systemführer für den Betrieb hinzugezogen. Autonomiestufe 5 Vollautomatisierung Es ist kein Systemführer erforderlich. Abgesehen vom Festlegen der Zielparameter, der Bedingungen und Regeln sowie beim Starten des Systems, ist kein menschliches Eingreifen erforderlich.

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