Auszug | eb - Elektrische Bahnen 10 | 2020

417 Nachrichten 118 (2020) Heft 10 Energie und Umwelt Vegetationspflege über Satelliten Etwa 70% der DB-Strecken führen durch Gebiete mit Baumbestand. Die Bahn hat die Vegetationspflege in den letzten Jahren bereits deutlich erweitert, um sturmsicherer zu werden. Neben dem Rückschnitt am Gleis und der Förderung stabiler Baumarten zählt eine intensivierte Inspektion der Vegetation dazu. Für dieses Programm hat die DB personell und finanziell deutlich aufgestockt. Jährlich stehen 125Mio. EUR für die Vegetationspflege zur Verfügung. Satelliten erfassen den Baumbestand, den Abstand der Vegetation zu Gleisen sowie die Wuchshöhe der Gehölze deutschlandweit. Das Startup LiveEO wertet die Satelliten-Bilder aus und erstellt digitale Vegetationskarten entlang der Bahnstrecken. Die DB kann so besonders sturmanfällige Bäume noch besser identifizieren und rechtzeitig behandeln. LiveEO hat eine Methode für Erdbeobachtungen großflächiger Gebiete entwickelt, bei der Satellitenaufnahmen mit Machine Learning – einem KI-Verfahren – ausgewertet werden. In Zusammenarbeit mit der DB konnte LiveEO die Anwendung verbessern und das erste Mal erfolgreich einsetzen. LiveEO nahm 2018 am Startup-Förderprogramm in der DB mindbox teil. Autonomiestufen in der Netzbetriebsführung Der Ausbau der Wind- und Solarenergie führt bei verzögertem Netzausbau die Netze zunehmend an ihre Kapazitätsgrenzen. Hinzu kommt der Zuwachs bei neuen Abnehmern wie der Elektromobilität. In einem VDE Impulspapier [1] zeigt die Energietechnischen Gesellschaft im VDE (VDE ETG), wie mithilfe von Automatisierungstechnik schrittweise bis 2030 die reibungslose Stromversorgung bei höheren Anforderungen sichergestellt werden kann. In Anlehnung an die Autonomiestufen beim hochautomatisierten Fahren definieren die Experten fünf Autonomiestufen für den Netzbetrieb. Es wird aufgezeigt, welche Teilautomatisierungsfunktionen Stand der Technik sind und identifiziert Prozesse, deren Automatisierungsgrad schrittweise bis zu einem Umsetzungshorizont 2030 erhöht werden soll, um die zunehmende Komplexität des Netzbetriebs beherrschbar zu machen. Speziell in den Mittel- und Niederspannungsnetzen wird zur Umsetzung der aktiven Netzführung und Koordination flexibler Einspeiser und Lasten ein deutlich höherer Automatisierungsgrad notwendig. Die schnelle Regelbarkeit von leistungselektronischen Netzkomponenten bis hin zu Anlagen für die Hochspannungsgleichstromübertragung (HGÜ) erfordert für den sicheren Netzbetrieb schnelle und automatisierte Mechanismen. Auch neue Anforderungen, wie beispielsweise der mittlerweile umfangreiche Redispatch und die Netz-Markt-Koordination, machen eine automatisierte Vorgehensweise zwingend erforderlich. Eine Gesamtsystemautomatisierung in den Autonomiestufen 4 und 5 erwarten die Experten in den nächsten zehn Jahren nicht. Es sind über entsprechende Teilautomatisierungsstufen Schritte in diese Richtung möglich, um die zunehmende Komplexität zu beherrschen und die Netzführung sicherer und effizienter auszugestalten. In den Leitstellen des Übertragungsnetzes ist bereits jetzt die Autonomiestufe 1 (Decision Support) für zahlreiche Funktionen wie etwa das Vegetationspflege mit künstlicher Intelligenz (Grafik: DB).

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