Auszug | eb - Elektrische Bahnen 10 | 2020

416 Nachrichten 118 (2020) Heft 10 Cloud-Stellwerk Derzeit gibt es 660 Stellwerke, davon 298 elektronische, im Netz der ÖBB. Künftig könnte der Zugbetrieb mit einem Stellwerk in der Cloud von einem zentralen Rechenzentrum aus gesteuert werden. Das schafft die notwendigen Kapazitäten für die Mobilität der Zukunft. Die Herausforderung im sicherheitskritischen Eisenbahnumfeld liegt bei der Digitalisierung darin, Technologien wie Cloud Computing, Wireless Communication und Industrial IoT-Lösungen unter den höchsten Sicherheitsanforderungen nutzbar zu machen und die optimale Verfügbarkeit des Systems zu gewährleisten. Das globale Technologieunternehmen Thales arbeitet mit der ÖBB-Infrastruktur an neuen Technologien und der Hinführung der zugehörigen Lösungen zur Serienreife wie auch an der schrittweisen Digitalisierung des gesamten derzeitigen Portfolios – einschließlich Migrations- und Kompatibilitätsfrage. Bei einer Live-Demonstration wurde in einer Österreich-Premiere gezeigt, wie ein Stellwerk in der Cloud funktionieren kann. Die Steuerung des Stellwerks am Bahnhof Wöllersdorf übernahm ein Cloud-Rechner, um vom Standort der Thales am Handelskai aus die Signale und Weichen im Bereich Wöllersdorf zu stellen. Die Demonstration zeigte, dass der richtige Weg eingeschlagen wurde. Es gilt, die Innovation im täglichen Betrieb nutzbar zu machen. Sicherungstechnik für Regionalstrecken Die DB investiert 100Mio. EUR in die Ausstattung älterer mechanischer und elektromechanischer Stellwerke sowie eingleisiger Nebenstrecken mit zusätzlicher Sicherungstechnik. Die wenigen eingleisigen Strecken, die bislang kein automatisches Zugmeldeverfahren haben, werden mit diesem ausgerüstet. Diese elektronische Sicherungstechnik stellt sicher, dass Züge nicht auf eine belegte Strecke einfahren können. Bis Ende 2023 sollen 600 Stellwerke damit ausgestattet sein. Digitale Stellwerke Jeder dritte Streckenkilometer im rund 34000 km langen Eisenbahnnetz wird derzeit von elektronischen Stellwerken gesteuert. Die Zukunft gehört den digitalen Stellwerken (DSTW), deren Einführung begonnen hat. Mit einem Memorandum of Understanding vereinbarten am 2. September 2020 in Berlin der Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB), das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) und die DB, die komplette Digitalisierung der Stellwerkstechnik bundesweit bis zum Jahr 2035 zu erreichen. Die ursprüngliche Planung ging vom Jahr 2040 aus. Die Bahnindustrie, Bundesbehörde und DB werden auf der Grundlage des geltenden Rechts Abläufe für die Planung, Genehmigung und Finanzierung sowie die Umrüstung der Technik im bestehenden Bahnnetz beschleunigen. Die digitale Stellwerkstechnik ist neben der laufenden Ausrüstung des Netzes mit dem europaweit einheitlichen Zugbeeinflussungssystem ETCS der wichtigste Baustein im Zukunftsprogramm Digitale Schiene Deutschland. Bis Ende 2021 werden 500Mio. EUR investiert, um in zehn Regionen digitale Stellwerke einzuführen. Vorgesehen sind unter anderem Regionalstrecken in der Nordpfalz, dem Bayerischen Wald und im Allgäu. Diesellok der Baureihe 261 im Einsatz mit Güterzug vor einem klassischen Stellwerk in Lobenstein (Foto: DB/Jochen Schmidt).

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