Eisenbahnbrücken ...

7 Straßen- und Eisenbahnbrücken sind wesentliche Bestandteile unserer gebauten Umwelt. In der Regel prägen sie mit ihrer Größe allein schon ein Stadtbild oder eine Landschaft. So gehört, wie der Dom, auch die Hohenzollernbrücke zum Stadtbild von Köln, die Göltzschtalbrücke genauso zur Landschaft des Vogtlandes wie anderswo Burgen oder Schlösser. Aus dieser optischen Dominanz erwächst den planenden Ingenieuren eine hohe Verantwortung, eine Verantwortung, der sie sich allzeit bewusst sein müssen und auch bewusst sind: Die Brücke, die sie entwerfen, dient nicht nur als reiner Zweckbau der Überquerung eines Straßen- oder Schienenweges, eines Flusses oder eines Tales, sondern sie muss mit ihrer Gestalt, mit ihren Abmessungen, mit ihrem Material Antworten auf ihr Umfeld geben, die sie zu einem Element ihres städtebaulichen und landschaftlichen Ambientes werden lassen; zu einem Element also, das nicht als störend empfunden wird, sondern das, wie andere Bauwerke auch, einen positiven Beitrag zu der von uns Menschen gestalteten Umwelt – also: zur Baukultur – leistet. Aber es sind nicht nur die Planer, die ihrer baukulturellen Verantwortung gerecht werden müssen. Auch die öffentlichen und privaten Bauherren müssen sich dieses Entwurfsziels bewusst sein, und sie müssen es sich auch ganz bewusst zu eigen machen; nur dann entstehen Bauwerke, die der Bezeichnung „Ingenieurbaukunst“ würdig sind und zu einem Teil der Baukultur unseres Landes werden. Dass die Deutsche Bahn und die Bundesingenieurkammer dieses Buch gemeinsam herausgeben, soll sichtbares Zeichen dafür sein, dass sich Bauherr und Planer zu genau dieser gemeinsamen Verantwortung bekennen und dass sie in ihrem Geiste künftig auch gemeinsam handeln wollen. Deshalb gilt, weil er die gemeinsame Herausgabe dieses Buches angeregt hat, dem Vorsitzenden des Vorstandes der DB AG, Herrn Hartmut Mehdorn, mein besonderer Dank. Die Deutsche Bahn und die Bundesingenieurkammer wollen mit diesem Buch und den Beiträgen seiner Fachautoren zeigen, dass und wie die Ingenieure den Bau von Eisenbahnbrücken immer schon als eine ingeniöse Herausforderung verstanden und gesehen haben. Die Industrialisierung erforderte im 19. Jahrhundert einen immer rascheren Ausbau der Eisenbahnlinien. So sind von 1835, als in Deutschland erstmals eine Eisenbahn fuhr, bis 1870 exakt 18805 Streckenkilometer gebaut worden. Die vielen Eisenbahnbrücken, die in dieser Zeit entstanden sind und von denen eine ganze Anzahl heute noch erhalten und in Betrieb ist, zeugen von dem großen Können der Ingenieure und Baumeister jener Zeit, und sie zählen heute mit Recht zu den historischen Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst. Die Entwicklung des Eisenbahnbrückenbaus wurde vom 19. Jahrhundert bis heute von hervorragenden Wissenschaftlern und genialen Ingenieuren vorangetrieben. Sie reicht von den ersten Holzbrücken, die bald von Eisenkonstruktionen abgelöst wurden, über Steinbrücken mit teilweise gigantischen Abmessungen bis hin zu den Stahlbrücken, von denen die ersten in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts entstanden sind – nicht zu vergessen die Konstruktionen aus Eisen-/Stahlbeton, Spannbeton und Verbundkonstruktionen oder, in neuester Zeit, die auch für Eisenbahnbrücken wieder entdeckte integrale Bauweise. Solche Entwicklungen und technischen Fortschritte sind aber nur möglich, wenn mutige und kundige Bauherren die Innovationen der planenden Ingenieure fordern und fördern. Nur mit ihnen können Eisenbahnbrücken wie die auf dem Buchtitel gezeigte Berliner Humboldthafenbrücke entstehen, solche Eisenbahnbrücken also, die bewundernswerte Ingenieurbaukunst repräsentieren und stolze Beiträge zur Baukultur unseres Landes sind. Vorwort

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