Eisenbahnbrücken ...

52 Gibt es die „typische“ Eisenbahnbrücke? Mit Abstand die meisten Eisenbahnbrücken wurden anlässlich des rasanten Streckenbaus in den Jahren zwischen 1890 und 1920 gebaut. In dieser Zeit wurden pro Jahr teilweise mehr als 500 Eisenbahnbrücken neu gebaut. Viele dieser Bauwerke sind heute noch in Betrieb, müssen jedoch zustands- oder anforderungsbedingt in den kommenden Jahren erneuert werden. Ein weiterer deutlicher Schwerpunkt in der Altersstruktur liegt zwischen 1970 und 1995. In dieser Zeit fand vor allem mit den neu errichteten Hochgeschwindigkeitsstrecken eine Renaissance der Eisenbahninfrastruktur statt. Heute werden etwa 200 Brückenbauwerke jährlich errichtet, die meisten davon als Erneuerungsmaßnahmen im Bestandsnetz. Betrachtet man den Gesamtbestand der Eisenbahnbrücken hinsichtlich der Bauartenverteilung, sind erstaunlicherweise die Gewölbebrücken mit 28 Prozent auch heute noch die am häufigsten Transportaufkommen bewältigen zu können. Auch bezüglich der Entwicklung der Verkehrsbelastung sind deutliche Unterschiede zwischen Eisenbahn- und Straßenbrücken zu verzeichnen. Zu den Gründerzeiten der Bahn betrug die zulässige Achslast auf der Schiene anfangs nur zwei Tonnen, jedoch erwies sich der schienengebundene Verkehr schon bald als für Schwer- und Massentransporte geeignet. So wurde die zulässige Achslast von Eisenbahnfahrzeugen sehr schnell gesteigert, bereits im Jahre 1920 waren 18,5 Tonnen erlaubt. Heute sind in der Regel 22,5 bzw. 25 Tonnen möglich. Diese etwa 20 Prozent Laststeigerung seit 1920 ist für viele Eisenbahnbrückenbauwerke aus dieser Zeit noch ertragbar. Die zulässige Achslast für Straßenbrücken hat sich dagegen im gleichen Zeitraum verdoppelt (von 6 auf 12 Tonnen), das zulässige Fahrzeuggesamtgewicht sogar verdreifacht (Diagramm 1). Deshalb mussten in den letzten Jahren viele Straßenbrücken auch lastbedingt erneuert werden. Diagramm 1: Achslastentwicklung Straße/Bahn Bild 2: Die größte Ziegelbrücke der Welt, das Göltzschtalviadukt bei Reichenbach (Vogtland) – gebaut in den Jahren 1846 bis 1851 im Zuge der Sächsisch-Bayrischen Eisenbahn (Quelle: DB AG/Schmid) Bild 3: Enztalviadukt bei Bietigheim, Baujahr 1851 bis 1853, eines der kühnsten und schönsten Bauwerke aus den Gründerzeiten der Bahn (Quelle: DB AG/Schmid)

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