griephan

THINK GLOBALLY!_MÜNKLER eine effektive Verteidigungsfähigkeit herzustellen. Diese Verteidigungsfähigkeit ließ sich schließlich dadurch unterminieren, dass man ein Wettrüsten in Gang setzte, in dessen Folge die zurückfallenden Staaten de facto entwaffnet wurden. Man hätte annehmen können, dass der letzte verteidigungsfähige Akteur der Sieger sein und die politischeWelt nach seinen Vorstellungen neu ordnen würde. GEGEN DIE ENTWICKLUNGSLOGIK So ist es jedoch nicht gekommen. Stattdessen setzte ein Wandel der asymmetrischen Herausforderung ein, der sich gegen die Entwicklungslogik der Staaten richtete. Oder anders formuliert: Das weitere Vorantreiben der bisherigen Evolutionslogik ist nicht länger ein Garant für die Erhöhung der Sicherheit. Im Gegenteil. Die asymmetrische Herausforderung, die aus sozialer Rückständigkeit und technologischen Nachteilen eine offensive Strategie gemacht hat, erlangt eine umso größere Durchschlagskraft, je länger man auf sie nach den herkömmlichen Prinzipien staatlicher Aufgabenteilung und Zuständigkeitsregelung reagiert. Das ist die dramatischeVeränderung der letzten Jahrzehnte, deren Folgen nur langsam erfasst worden sind: Die Verletzlichkeit hochentwickelter Gesellschaften ist dramatisch gestiegen, ohne dass der Staat seine Sicherheitsleistungen vergleichbar hätte steigern können. Die neue Herausforderung beginnt bei der für die Ordnung des Staates elementaren Unterscheidung zwischen Kriminalität und politischer Feindschaft. In den herkömmlichen Auseinandersetzungen bedrohten äußere Feinde die politische Ordnung und innere Feinde streben den Sturz der Mächtigen an, aber beide hatten nichts zu tun mit Kriminellen, die ihrerseits an politischen Fragen kein Interesse hatten. Dementsprechend unterschiedliche Vorkehrungen wurden gegen äußere Feinde, innere Feinde und Kriminelle getroffen. Die aktuelle Herausforderung besteht nun darin, dass diese drei unterschiedlichen Bedrohungen in einigen Fällen eins geworden sind: Die organisierte Kriminalität hat Ausmaße angenommen, durch die sie zu einer politischen Größe geworden ist,wenn sie nicht längst die politischen Entscheidungszentren infiltriert hat. Und die jüngeren terroristischen Organisationen haben sich mit der organisierten Kriminalität verbunden und bewegen Finanzmittel wie Logistik über die Schattenkanäle der Globalisierung. Gleichzeitig ist bei der terroristischen Bedrohung nicht mehr mit Sicherheit auszumachen, ob sie von Autechnological disadvantages, gains an ever greater impact the longer the reaction to it is based on the traditional principles of the division of responsibilities and regulation of competences. This is the dramatic change of the last few decades of which the consequences are only gradually being realised: The vulnerability of highly developed societies has risen dramatically without the state being able to boost its security services in a corresponding manner. The new challenge starts with the elementary distinction between crime and political opposition that is elementary for the state order. In traditional conflicts external enemies threatened the political order and internal enemies aspired to overturn the rulers, but neither had anything to do with criminals who were vice versa not interested in political issues. Hence different precautions were taken against external enemies, internal enemies and criminals. The current challenge is that these three different threats have become one in some cases: Organised crime has taken on a dimension that has made it a political factor, if it has not long infiltrated the political decision-making ranks. And younger terrorist organisations have joined forces with organised crime and are moving funds and logistics along the shadow channels of globalisation. At the same time it is no longer possible to ascertainwhether terrorist threats are coming from the outside or inside. And finally in the context of the nation building project on the outskirts of the prosperity zones – in the Balkans, Caucasus or the Hindu Kush – the states themselves face tasks that cannot be managed according to the principles of a specialised division of responsibilities. The deficits and delays suffered in the setting up of the Afghan police force are a good example. Delays in one department can make a whole project go awry. The individual authorities should no »Irgendwann waren nur noch sehr große und reiche Staaten oder Bündnissysteme in der Lage, eine effektive Verteidigungsfähigkeit herzustellen.« »At some point only very large and rich states and alliances were still able to generate an effective defence capability.« © dpa © h2solo/photocase.com 44 griephan global security 2/2010

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