EI Der Eisenbahningenieur

60 JAHRE VDEI Dipl.-Ing. Gregor Janßen 1998–2004 Bundesvorsitzender des VDEI gregor.janssen@vdei.de 8 EI-Eisenbahningenieur | Februar 2010 abgetan, und deshalb sind heute viel mehr Lösungen vorhanden als tatsächlich angewandt werden. Doch spätestens mit dem Hinweis auf die Vorschriften wird das „Bessere des Guten Feind“! Es sollte schon Einverständnis darüber herrschen, dass Vorschriften ihren bestimmten Sinn für die Sicherheit des Systems Bahn haben, aber muss man denn gleich aus einer Handlungsanweisung ein Lehrbuch machen? Mit einem Negativbeispiel aus den USA – wo ein Güterzug Feuer gefangen hatte – und der Lokführer gemäß Vorschrift sofort anhielt, leider aber auf einer Holzbrücke, führte Prof. Dr.-Ing. Rießberger den Teilnehmern der Festversammlung vor Augen, wo auch die besten Vorschriften ihre Grenzen haben. Seinen Vortrag „Der Ingenieur in Beruf und Gesellschaft“ gliederte der Vorsitzendes des VDEI-Bezirks Thüringen, Dipl.-Ing. Hermann Schmalfuß (Abb. 5), in die Betrachtungen Der Ingenieur als Beruf • Der Ingenieur im Beruf sowie • Der Ingenieur in der Gesellschaft. • In der mittelalterlichen Bezeichnung „Ingeniarius“, die der militärischen Bedeutung eines Festungsbaumeisters entsprach, war bereits fixiert, dass die Ausbildung der Ingenieure aufbauend auf den traditionellen Fachrichtungen Bau-Maschinen und Elektrotechnik zunehmend das gesamte Spektrum der Forschung, Wirtschaft und Industrie abzudecken habe. Da sich ohne Ingenieure weder Forschung noch Wirtschaft weiter entwickeln können, sollte der Ingenieur ein anerkannter Berufsstand sein und an Nachwuchs dürfe es eigentlich nicht mangeln. Doch es ist leider anders. Wir müssen heute bereits bei den Schülern das Interesse für die Technik wecken, dazu bei den Lehrern das technische Verstehen fördern und uns selber als Eisenbahningenieure z. B. bei der Wissensvermittlung in eisenbahntypischen Fächern und Fortbildungsmaßnahmen einbringen. Gutes Allgemeinwissen gepaart mit fundierten Fachkenntnissen und analytischem Denken führt zu guten Leistungen. Unser VDEI hat viele Kolleginnen und Kollegen, die nicht nur den Nachwuchs fördern, sondern auch Ingenieure im Beruf unterstützen können, damit sie auch von ihrer Tätigkeit überzeugt sind, denn ein Ingenieur hat sich schließlich zum lebenslangen Lernen verpflichtet. Die Stellung des Eisenbahningenieurs führt vom Controlling beherrscht ein Schattendasein. Hier müssen wir viel stärker belegen, dass wir durch unsere Arbeit und Entscheidung auch die Verantwortung für die Zahlen vor dem Komma tragen! „Wir sind verantwortlich für das, was wir tun – und nicht tun!“, so Kollege Schmalfuß. Engagieren wir uns in unserem Beruf und engagieren wir uns ehrenamtlich im VDEI, denn nicht nur die Arbeit – auch der Geist fordert sein Recht. Die Kraft, die wir einbringen, kommt in Form des Erfolgs mehrfach zurück! In der gesellschaftlichen Wertung rangiert der Ingenieur hinter den Ärzten und Naturwissenschaftlern. Eine entsprechend aufwertende Anerkennung der ingenieurwissenschaftlichen Leistungen erreichen wir, wenn wir neben dem Schutz der Berufsbezeichnung „Ingenieur“ beim Abschluss neuer Studiengänge auch unsere Leistungen erläutern und, falls nötig, verteidigen. Unser Berufsverband mit seinem großen Netzwerk ist dazu die geeignete Plattform. Aber wir können auch selber im Berufsalltag zum Beispiel durch Besucherführungen auf den Baustellen oder Berichte in den Fachzeitschriften die Gesellschaft auf unsere Leistungen nachhaltig aufmerksam machen. Mit folgendem Appell beendetet Dipl.-Ing. Schmalfuß seine Rede: „Sorgen wir dafür, dass wir sagen können: Ich habe nicht nur den richtigen Beruf, sondern auch den schönsten!“ In fröhlicher Jubelstimmung dankte VDEIPräsident Professor Fendrich für die Vorträge, Grußadressen und Glückwünsche und leitete über zur Ehrung zweier verdienter VDEI-Kollegen. Dem ehemaligen Bezirksvorsitzenden von Berlin/Brandenburg, Dipl.-Ing. Bernd Schuschke (Abb. 6), und dem Bezirksvorsitzenden des Bezirks Thüringen, Schmalfuß, verlieh der VDEIPräsident in Würdigung ihrer Leistung als Bezirksvorsitzende und ihres Engagements im Verband das Verbandsabzeichen in Gold. Lesen Sie hierzu die Berichte in der Rubrik Personalia. Zwei anwesende VDEIGründungsmitglieder erhielten als Zeichen herzlicher Verbundenheit einen Blumengruß aus der Hand des Präsidenten. Musikalisch umrahmt wurde die Festveranstaltung durch ausgezeichnete Darbietungen eines Streichquartetts der Folkwang Hochschule. Summary Railway engineers in the public eye Addressing some 150 invited guests attending the commemorative event held in Duisburg on 11th December 2009, the President of the Association of German Railway Engineers (VDEI), Prof. Dr.-Ing. Lothar Fendrich, on behalf of the members of the Association’s Presidency, National Executive Committee and Advisory Council, proudly recalled the VDEI’s commitment over the past 60 years to the professional advancement of its members and its wide-ranging engagement in the development of guided transport systems. He began by singling out from among the six decades of work of the Association the impact of the unification of railway engineering associations from East and West, the first and second stages of the railway reforms, and the extension of networks through the opening-up of the VDEI. Abb. 5: Hermann Schmalfuß (r.) wurde nach seinem Vortrag ausgezeichnet. Abb. 6: Auch Bernd Schuschke bekam das Verbandsabzeichen in Gold.

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