EI Der Eisenbahningenieur

SICHERUNGSSTECHNIK 10 EI-Eisenbahningenieur | Februar 2010 Der Umbauabschnitt Knoten Chemnitz gehört zur Ausbaustrecke Karlsruhe – Stuttgart – Nürnberg – Leipzig/Dresden und ist ein weiteres Puzzelstück zur Modernisierung der Sachsenmagistrale. Als Sachsenmagistrale bezeichnet man die Strecken Dresden – Werdau und Leipzig – Hof mit einer Gesamtlänge von rund 300 km (Abb. 1). Nachdem im Oktober 2008 der Endzustand des Bahnhofs Plauen (Vogtl.) oberer Bahnhof fertig gestellt wurde, erfolgt nun die Modernisierung des Knoten Chemnitz. Die Errichtung und Inbetriebnahme des ESTW-A Chemnitz erfolgt durch Thales Rail Signalling Solutions GmbH (ehemals Alcatel SEL AG) im Auftrag der DB Netz AG unter Leitung der DB ProjektBau GmbH. Die umfangreichen infrastrukturellen Umbau- und Anpassungsmaßnahmen im Bahnhof und an den Nachbarbetriebsstellen erfordern zahlreiche sicherungstechnische Zwischenzustände. Der Artikel gibt einen Einblick über die sicherungstechnischen Probleme während der Längsteilung der Betriebsstelle Knoten Chemnitz. Historischer Abriss zur Entwicklung des Knoten Chemnitz Mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Riesa – Chemnitz entstand in den Jahren 1848 bis 1852 der Chemnitzer Hbf. Durch den Anschluss an das Eisenbahnnetz bekam Chemnitz neue Impulse. Die Stadt entwickelte eine leistungsfähige Textilindustrie. Immer mehr Unternehmen siedelten sich in der sächsischen Industriestadt an, die Einwohnerzahl erhöhte sich. Mit Eröffnung der Strecke in Richtung Zwickau im Jahre 1858 wurde der Kopfbahnhof zum Durchgangsbahnhof. Durch den Wirtschaftsboom wurde der Bahnknoten Chemnitz im Jahre 1868 grundlegend umgebaut. Damit wurde es möglich, dem immer weiteren Anstieg der zu erbringenden Transportleistungen gerecht zu werden. Im Jahr 1871 zählte man rund 500000 Reisende, die ankamen und abfuhren. Bereits 1873 verkehrten auf dem Hauptbahnhof täglich 82 Personen- und 50 Güterzüge. Die Zunahme des Reise- und Güterverkehr hielt in den Folgejahren weiter an. In den Jahren 1886 bis 1888 fanden weitere Baumaßnahmen statt, um die Verkehrsströme bewältigen zu können. Eine Entlastung des Güterverkehrs für den Hauptbahnhof Chemnitz konnte trotz der Maßnahmen nicht erreicht werden. Erst mit der Inbetriebnahme des neuen Rangierbahnhofes Chemnitz-Hilbersdorf im Jahre 1902, erreichte man eine zufriedenstellende Trennung von Reise- und Güterverkehr. langen, 150 m breiten und 14 m hohen Bahnsteighalle. Nach Abschluss der Bauarbeiten besaß Chemnitz neun Kopfgleise und fünf Durchfahrgleise. Nachdem die Bahnanlagen umgebaut wurden, erfolgte auch eine Modernisierung der konventionellen Stellwerkstechnik. Auf einigen Betriebsstellen wurden elektromechanische Stellwerke errichtet. So wurde beispielsweise 1936 das Befehlsstellwerk 5 in Betrieb genommen, sowie drei Jahre später der Neubau des Stellwerkes 1. Darüber hinaus wurden die Stellwerke untereinander mit dem sächsischen Bahnhofsblock ausgerüstet. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurden weitere Modernisierungsmaßnahmen zunichte gemacht. Sowohl die Stadt Chemnitz als auch der Hauptbahnhof wurden durch die Luftangriffe schwer gezeichnet. Es entstanden beträchtliche Schäden an den Gleisanlagen, als auch an den Gebäuden. Zwischen 1973 und 1976 entstand eine neue Bahnsteighalle, während die alte Hallenkonstruktion aufgrund von Kriegsschäden abgetragen werden musste. Knoten Chemnitz heute Aufgrund der starken betrieblichen Inanspruchnahme und einer unzureichenden Instandhaltung ist der Knoten Chemnitz fast durchgängig in einem schlechten Zustand. Zahlreiche Oberbaumängel finden sich in mehreren Bereichen. Der nördliche und südliche Gepäcktunnel darf nur mit 30 km/h befahren werden und unterliegt einer Lasteinschränkung. Eine Durchfahrung des Bahnhofes ist nur mit einer Geschwindigkeit von 30 km/h zulässig. Die Eisenbahnüberführung August-Bebel-Straße unterliegt Auflagen und Sonderinspektionen. Darüber hinaus entspricht die Größe des Bahnhofs nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Eine Spurplanrationalisierung an den heutigen Stand der Verkehrsauslastung ist unumgänglich. Umdie langfristige Verfügbarkeit der Infrastrukturanlagen und eine Verkürzung der Reisezeiten zu gewährleisten, werden umfangreiche Arbeiten am Oberbau, Unterbau, Ingenieurbauwerken, Hochbauten, den Oberleitungsanlagen, Signalanlagen, elektrotechnischen Anlagen und Anlagen der Telekommunikation erforderlich. Knoten Chemnitz: Umbauzustände Sicherungstechnik, Probleme Alttechnik Lutz Sebastian Hubert Perlick Die Umbaumaßnahmen im Knoten erfordern sicherungstechnische Zwischenzustände an den Altanlagen, die zum Teil mit Umbauverboten belegt sind. Abb. 1: Sachsenmagistrale Der Güterverkehr von Leipzig und Riesa wurde durch ein Verbindungsgleis direkt nach Chemnitz-Hilbersdorf befördert. Von 1902 bis 1907 erfolgte ein weiterer Umbau der Bahnanlagen im Hbf. Zwischen den Bahnsteiggleisen entstanden neue Abstellgleise, Umfahrungsgleise und Durchfahrgleise, sowie fünf Stellwerke. Darüber hinaus erfolgte der Bau der 174 m

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