Auszug | eb - Elektrische Bahnen 5 | 2019

206 Historie 117 (2019) Heft 5 Entwicklung des Fahrzeugparks der Zwickauer Straßenbahn – Teil 1 Steffen Schranil, Wallisellen (CH) Urbane, spurgebundene Elektromobilität hat im westsächsischen Zwickau eine lange Geschichte und eine nachhaltige Zukunft. Die 125-jährige Zwickauer Straßenbahngeschichte bringt es auf 156 Trieb- wagen in zehn Fahrzeugtypen und 116 Beiwagen in sechs für oder in Zwickau gebauten Fahrzeugty- pen. Deren technische Fähigkeiten bestimmten die betrieblichen Möglichkeiten und brachten sieben typische Zwickauer Straßenbahnzüge hervor. 1 Einführung Technisch Machbares und wirtschaftlich Mögliches bildeten über die letzten 125 Jahre die Leitplanken in der Entwicklung des Fahrzeugparks bei der Zwickau- er Straßenbahn. Der vorliegende Beitrag zeigt diese Entwicklung auf und steht im Kontext dreier bereits erschienener Fachaufsätze rund um die Zwickauer Straßenbahn [1; 2; 3] im Vorfeld des Jubiläumsjahrs 2019. Hierbei ist die Zwickauer Straßenbahn span- nend genug, die Verkehrs- und Technikgeschichte verkehrswissenschaftlich nachzuzeichnen und gleichzeitig überschaubar genug, um ein pragmati- sches Nachzeichnen zu ermöglichen. Dem Stand der Technik folgend, wurde Ende des 19. Jahrhunderts zunächst eine städtische Pferde- bahn diskutiert. Doch diesem Ansatz waren in den 1890er Jahren technische und kommerzielle Gren- zen gesetzt. Diese Limiten lassen sich für die 30‰ bis zu 35‰ steile Bahnhofstraße fahrdynamisch be- legen: Ein zweiachsiger Pferdewagen wiegt leer etwa 400 kg. Mit zwölf Sitzplätzen und einem Kutscher kommen etwa 1040 kg Zuladung hinzu, selbst wenn auf Stehplätze verzichtet wird. Das Pferd selbst ist je nach Rasse etwa 750 kg schwer, was eine Gesamt- masse des Gespanns von gut zwei Tonnen ergibt. Die maximale Zugkraft liegt bei etwa 7 kN. Die Dau- erleistung eines Pferdes beträgt 1,2PS, also 0,88 kW. Eine höhere Leistung ist kurzzeitig möglich und in der 35-‰-Rampe auch erforderlich. Hier wird nur von 30‰ ausgegangen. Im Zugkraft-Geschwindig- keits-Diagramm für eine Pferdebahn in 30‰ Stei- gung mit einem, zwei und drei Pferden (Bild 1) wur- de die größere Gesamtmasse bei zwei und drei Pfer- TABELLE 1 Triebwagentypen der Zwickauer Straßenbahn chronologisch nach Linieneinsatz. Flottenname Nummer ab 1894 Nummer ab 1962 Nummer ab 1987 Fahr- zeug- anzahl Baujahr Linien- einsatz Hersteller mechanisch Hersteller elektrisch Wagen- kasten- länge mm Schuckert I 1 – 11 - - 11 1894 1894 – 1925 MAN Schuckert 6200 Schuckert II 15 – 19 - - 5 1897, 1898 1897 – 1925 MAN Schuckert 6600 Schuckert III 20 – 25, 32 – 38 - - 13 1900 1900 – 1927 Gotha/MAN Schuckert 6600 MAN/SSW 40 – 45 - - 6 1910, 1911 1910 – 1927 MAN SSW 8000 Köln/AEG 46 – 52 - - 7 1902 / 1907 1921 – 1946 Köln AEG 7800 Sachsenwerk 60 – 79 101 – 112 - 21 1926 1926 – 1972 Werdau/ Zwickau Nieder- sedlitz 9830 LOWA 80 – 86 113 – 119 - 7 1951 – 1956 1951 – 1976 Werdau/ Gotha LEW 10500 Gotha 87 – 98 111III – 116III, 120 – 144 905 – 926 34 + 5 1959 – 1974 1959 – 1995 Gotha/ Č KD/ Schöneweide LEW 10900 /10716 KT4D - - 927 – 954, 945II – 949II 34 + 1 1987 – 1990 1989 ff. Č KD Č KD 18110 GT6M - - 901 – 904, 905II – 912II 12 1993 1994 ff. MAN GHH AEG 27260

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