Auszug | eb - Elektrische Bahnen 10 | 2019

Nur zur eigenen Verwendung, nicht zur Veröffentlichung oder Vervielfältigung! 393 Industrie Fokus 117 (2019) Heft 10 Fahrleitungserneuerung in Anglia, UK – Erfolg durch Kooperation Die Entwicklung eines neuen Fahrleitungssystems, das an bestehenden Tragwerken angebaut wer- den soll, ist eine Herausforderung sowohl für den Ingenieur als auch für den Infrastrukturbetreiber. Dank enger Zusammenarbeit aller Beteiligten ist es gelungen, die Fahrleitungen der Great Eastern schonend zu erneuern. Im Jahr 2007 begann Furrer+Frey den Ersatz der Fahrleitung der Great Eastern Linie von London Liver- pool Street nach Chelmsford zu planen. In den fol- genden Jahren wurde das Projekt bis nach Southend Victoria vergrößert. Im Rahmen dieses Projekts hat Furrer+Frey gemeinsam mit dem Auftraggeber Net- work Rail ein neues, voll nachgespanntes Fahrlei- tungssystem mit AC 25 kV 50 Hz entwickelt. Die Fahrleitung war am Ende ihrer Lebensdauer ange- langt und ihre Zuverlässigkeit nahm laufend ab. Dank enger Zusammenarbeit zwischen Auftrag- geber und Auftragnehmer konnten eine große An- zahl der bestehenden Maste und Joche erhalten wer- den, was in vielerlei Hinsicht ein Gewinn war: Es sparte Kosten, verringerte die Zahl der nötigen Sperrpausen und reduzierte damit sowohl die Risiken als auch die Beeinträchtigungen für die Kunden. Im Rahmen der Entwicklung wurden bekannte Zuver- lässigkeits- und Performance-Probleme des alten Systems gezielt angegangen, wodurch das neue Sys- tem tatsächlich auf diese Linie und die hier herr- schenden Bedingungen maßgeschneidert ist (Bild 1). Nach Abschluss der Syste- mentwicklung begann ein rollen- des Modernisierungsprogramm entlang der Route, welches nach über zehn Jahren demnächst sei- nen Abschluss finden wird. Nach- dem in den ersten Abschnitten noch einige Herausforderungen gemeistert werden mussten, be- gann bald ein glatter und eng verzahnter Prozess, in welchem die beteiligten Teams näher zu- sammenwuchsen und die Supply Chain auf allen Ebenen (Planung, Material, Bau) gewährleistet war. Das Team von Furrer+Frey arbei- tete Hand in Hand mit Network Rail sowie mit deren Montage- Crew OCR, um eine möglichst rei- bungslose Modernisierung bei geringer Störung des Betriebs zu sicherzustellen (Bild 2). Noch während der Abschluss- phase dieses Projekts hat Network Rail bereits begonnen, die kommenden Modernisie- rungen zu planen. Dies umfasst die von London Fen- church Street ausgehenden Strecken, die Thameside Route , welche auch als LTS bekannt ist (London – Til- bury – Southend). Wie die Great Eastern -Strecke war auch die Thameside Route in den 1940er Jahren ursprünglich mit Gleichstrom elektrifiziert worden. In den 1960er Jahren wurden die Fahrleitungen auf AC 6,25 kV um- gerüstet und schließlich in den 1980ern auf AC 25 kV 50Hz umgebaut. Wie auf der Great Eastern sind auch hier auf einigen Abschnitten Fahrdrähte und Tragsei- le fest abgespannt. Dies führt bei hoher Temperatur zu übermäßigem Leiterdurchhang, weshalb häufig die Fahrgeschwindigkeit vorübergehend herabge- setzt werden muss. Für zunehmend engere Taktung und schärfere Anforderungen wurde das System mit der Zeit zu unzuverlässig und für die Betriebsführung untragbar. Auch die Wartungskosten und die nöti- gen Sperrpausen für die Reparaturen stiegen von Jahr zu Jahr, weshalb nun in der vergangenen Control Period die Modernisierung beschlossen wurde. Da Bild 1: Im Vordergrund ein altes Portaltragwerk mit neu entwickelten Schwenkauslegern, so genannten SICs ( Single Insulator Cantilevers ), im Hintergrund steht ein neuer Ausleger großer Reichweite (Fotos: Furrer+Frey).

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