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PROZESSORIENTIERUNGEin Ansatz zur Steigerung von Qualität und Ressourceneffizienz der militärischen Auftragserfüllung. Konsequent prozessorientiert handeln ist eine Herausforderung für hierarchisch aufgestellte Organisationen. Auslandseinsätze, Überwachungsoperationen, Katastrophenhilfe, Bekämpfung von Terrorismus und organisierter Kriminalität. So verschieden diese Einsatzszenarien hinsichtlich ihrer Ziele und Herausforderungen sein mögen, haben sie doch eines gemeinsam: für die erfolgreiche Durchführung der Einsätze müssen unterschiedliche staatliche und nicht-staatliche Organisationen wie z.B. Bundeswehr, Technisches Hilfswerk oder Rotes Kreuz ihre spezifischen, teilweise komplementären Fähigkeiten einbringen und in Abhängigkeit von der konkreten Bedrohungslage gezielt zusammenwirken. Die eigentliche Leistungserstellung erfolgt auf Abruf; alle für eine umfassende Sicherheitsvorsorge relevanten Akteure haben im Sinne ihresAuftrags für denAufbau,den Erhalt und dieAbrufbarkeit ihres Fähigkeitsprofils Sorge zu tragen. Die dazu erforderlichen Prozesse wie Ausbildung und Inübunghaltung sind in der Regel durch eine große Komplexität, eineVielzahl an Beteiligten sowie eine hohe Ressourcenintensität (Material, Personal und Infrastruktur) gekennzeichnet. Sie tragen nur dann zur Gewährleistung der Einsatzfähigkeit bei, wenn sie konsequent an den Einsatzanforderungen ausgerichtet werden. Dazu ist es unabdingbar, die zur Auftragserfüllung erforderlichen Prozesse im Detail zu kennen und diese gezielt hinsichtlich der Qualität ihres Outputs sowie ihres Ressourcenbedarfes zu gestalten und zu steuern. Während die Industrie die Möglichkeiten der prozessorientierten Organisationsgestaltung zur Effektivitäts- und Effizienzsteigerung bereits seit Jahren erkannt hat und versucht, diese konsequent umzusetzen, steht prozessorientiertes Denken und Handeln trotz seines enormen Potentials aufgrund des dafür erforderlichen Paradigmenwechsels insbesondere in klassisch hierarchisch aufgestellten staatlichen Organisationen wie der Bundeswehr noch amAnfang. Prozessorientierung wird durch die konsequente Ausrichtung einer Organisation an ihren Leistungserstellungsprozessen charakterisiert. Im Fokus der Betrachtung stehen insbesondere jene Prozesse, in denen eine unmittelbareWertschöpfung für die Kunden der Organisation erbracht wird. Die daraus resultierende Kenntnis über Prozessschritte, Prozessbeteiligte, Prozessstrukturen und Eva-Maria Kern Military assignments Foreign assignments, surveillance operations, disaster relief, measures against terrorism and organised crime. No matter how much the objectives and challenges of these operational scenarios may differ, they all have one thing in common: For a successful implementation a variety of state and nonstate organisations such as the German armed forces (Bundeswehr), the Federal Agency for Technical Relief and the Red Cross must contribute their specific, partly complementary capabilities and co-operate in a manner that is targeted to each specific threat. The actual services are performed on demand; all the relevant players of comprehensive security management are in charge of building, maintaining and granting access to their individual capabilities according to their mandate. The necessary processes such as training and keeping in practice are normally marked by great complexity, a large number of participants and high resource intensity (material, personnel and infrastructure). They can only help ensure effectiveness if they are consistently adapted to operational requirements. For this an in-depth knowledge of the processes required for performing assignments is crucial and they must be designed and controlled specifically with a focus on the quality of their output and required resources. While industry already realised the possibilities of processorientated organisation design for increasing effectiveness and efficiency long ago and endeavours to implement it consistently, process-orientated thought and action is still in its infancy in traditional, hierarchically Process orientation An approach to increasing quality and resource efficiency for the performance of military assignments. Consistent process orientation is a challenge for hierarchically structured organisations. Wirkzusammenhänge ermöglicht eine gezielte und kundenorientierte Verbesserung der Leistungserstellung. Übertragen auf den Kontext der Bundeswehr bedeutet dies die systematische Auseinandersetzung mit dem Ablauf von Auftragserteilung bis Auftragserfüllung.Welchen Nutzen die Einführung der Prozessorientierung für die militärische Auftragserfüllung bringen kann, wird nachfolgend am Beispiel der Streitkräftebasis (SKB) illustriert. PROZESSORIENTIERTES DENKEN UND HANDELN IN DER SKB Mit rund 80.000 Soldatinnen und Soldaten sowie zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die SKB der zweitgrößte Organisationsbereich der Bundeswehr. Sie ist gleichberechtigter Partner von Heer, Luftwaffe, Marine und Zentralem Sanitätsdienst der Bundeswehr und entscheidender Force Provider in den Einsätzen sowie in Deutschland. In beiden Fällen schafft die SKB ein Unterstützungskontinuum, das die Funktionsfähigkeit der Streitkräfte garantiert. Ihre Leistungsfähigkeit ist deshalb auch bei den zur Verfügung stehenden begrenzten Ressourcen zu gewährleisten. Einerseits muss die Qualität der Auftragserfüllung insbesondere unter Einsatzgesichtspunkten sichergestellt werden, andererseits ist es erforderlich, dafür die vorhandenen Ressourcen möglichst gut zu nutzen, d.h. zielorientiert einzusetzen. Ende 2008 gab deshalb der Inspekteur der SKB,Vizeadmiral Wolfram Kühn, den Startschuss zur Einführung des „Prozessorientierten Denkens und Handelns“ in allen Aufgabenbereichen der SKB. DURCHFÜHRUNG 2009 wurden 56 ausgewählte Aufträge unterschiedlicher Dienststellen untersucht. Ziel dabei war es, die zur Auftragserfüllung notwendigen Prozesse aufzunehmen und darzustellen, relevante Störgrößen zu identifizieren, deren Auswirkungen zu analysieren sowie Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten. Als Störgrößen werden dabei Gegebenheiten verstanden, die die Auftragserfüllung be- oder verhindern. Das Analysefeld umfasste neben den dienststelleninternen Prozessanteilen insbesondere auch deren Schnittstellen zu anderen Prozessen bzw. Orgagriephan global security 2/2010 25

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