Auszug | eb - Elektrische Bahnen 11 | 2021

425 Standpunkt 119 (2021) Heft 11 DKE-Komitee 351 – Normen für elektrische Bahnausrüstungen im Kontext zu Cenelec und IEC D ie Einhaltung von Normen wird zunehmend eine Voraussetzung für die Zulassung elektrischer Bahnfahrzeuge und -anlagen. Sie stehen daher heute weit mehr im Fokus von Bahnindustrie und Betreibern. Der Entstehungsprozess von Normen ist durch das Regelwerk der Normungsinstitutionen und die Regularien der Europäischen Union verbindlich festgelegt. Hersteller und Betreiber haben vielfältige Möglichkeiten der Beteiligung an der Entstehung von europäischer Normen, doch alle Wege führen zunächst über nationale Normungsorganisationen. Im November 2021 haben sich die Mitglieder des K 351 erstmals seit zwei Jahren wieder zu einer Präsenzsitzung zusammengefunden. Neben der Wahl eines neuen Obmannes ging es vor allem um die zukünftige Ausrichtung des nationalen Komitees gegenüber den Cenelec- und IEC-Gremien. Mit anderen Worten: Wie stellen wir uns den herausfordernden Aufgaben der Normung im Kontext der erhöhten Einflussnahme durch europäische Gesetzgebungen und den internationalen Bestrebungen, immer mehr Normung einzufordern? Im Bahnbereich sind Normen heute nicht mehr freiwillig einzuhalten, durch die TSI (Technical Specifications of Interoperability) der ERA (European Railway Agency) und EU-Richtlinien haben sie mitunter gesetzlichen Charakter bekommen. International sind EN neben IEC-Normen über die Grenzen Europas hinaus maßgebend. Sie werden bei Abnahmen herangezogen und sind die Basis für Zulassungen. Allerdings können wir in den letzten Jahren das Ansinnen einer erhöhten Zahl von Normungsanträgen im Rahmen der IEC feststellen. Hierbei kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass immer mehr aus unserem Verständnis eher Spezifikationen als richtungsweisende Normen erstellt werden sollen. Dies führt für uns in Europa zu zwei Problemfeldern. Zum einen sprechen die nationalen Normungsgremien aus Europa im IEC-Plenum nicht mit einer Stimme, was es erschwert, die Qualität in der Normung auf dem bestehenden Niveau zu halten. Eine Herausforderung für das K351 ist es Allianzen zu bilden, um im IEC gemeinsam einen übermäßigen Normungsdrang zu verhindern. Wenn dies nicht gelingt, werden wir in naher Zukunft immer mehr Normen auf dem europäischen Markt finden, die eher einer technischen Spezifikation oder gar einem Report entsprechen. Zu anderen stellen wir immer wieder fest: Je mehr Normen unabhängig voneinander entwickelt werden, umso weniger sind sie konsistent in die bestehende Normenwelt eingebunden. Um diesen Herausforderungen gerecht werden zu können, muss hinterfragt werden, ob wir in Deutschland hierfür richtig aufgestellt sind. Alle Aktivitäten im nationalen, europäischen und internationalen Rahmen werden von der DKE begleitet und organisiert. Die eigentliche Normungsarbeit wird jedoch von Mitarbeitern von Bahn, Bahnindustrie, den Ingenieurunternehmen und Behörden geleistet, die dafür von ihren Unternehmen freigestellt und damit finanziert werden. Normungsarbeit erfordert von den Experten nicht nur technische Expertise, sondern auch Verhandlungsgeschick und Durchsetzungsvermögen. Häufig ist schon die Erarbeitung eines einheitlichen nationalen Standpunktes unter Berücksichtigung aller Interessen und technischen Möglichkeiten eine Herausforderung. International ist das Finden von Lösungen ungleich schwieriger. Allen Beteiligten im Normungsprozess wird ein hohes Maß an Engagement und Konsensfähigkeit abverlangt. Augenmaß und Verantwortungsbereitschaft sind die Grundlage für qualitativ hochwertige Normen, die anerkanntermaßen den Stand der Technik widerspiegeln. Expertise und Einsatz müssen für das entsendende Unternehmen angemessen gewürdigt werden. Dirk Behrends Obmann des DKE/K351 Elektrische Ausrüstungen für Bahnen

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