Auszug | eb - Elektrische Bahnen 7-8 | 2020

313 Historie 118 (2020) Heft 7-8 Mysteriöse alte Leistungseinheit Bei einer Literaturrecherche aus anderem Anlass gab es folgenden Zufallsfund [1]: „Der Strom für die Bahn wird durch eine Locomobile geliefert, … bei … 6 Atmosphären ist sie im Stande 14 e an eine mit ihr durch Riemen verbundene Maschine … abzugeben. Beim gewöhnlichen Betriebe der Bahn genügen indesz 3 Atmosphären, wobei nur etwa 8 e auf die elektrische Maschine übertragen werden. In letzterem Falle bietet die Maschine … 22 Ampère 215 Volt =4700 Volt-Ampère ==5 Pferde, im Maximum dagegen bietet sie 9 e =220 Volt 38 Ampère; …“ Hierin gibt das offenbar als Leistungseinheit gemeinte „e“ Rätsel auf. Folgendes lässt sich herauslesen und im Rahmen der Rundungen ausrechnen: Bei Normalbetrieb liefert der Dampfmotor 8 e mechanisch und der Generator 4,7 kW elektrisch, im Maximum sind dies 14e und 8,4 kW. Wenn man die mechanischen Größen in der Einheit PS annimmt, wären sie umgerechnet 5,9 kW und 10,3 kW. Das würde für beide Betriebspunkte übereinstimmend den Generatorwirkungsgrad η»0,8 bedeuten, also einen für den damaligen Stand der Technik plausiblen Wert. Somit wären die genannten 8 e und 14e als jeweils in der Einheit PS zu verstehen. Für die Generatorleistung bleiben dagegen die „9e“ und erst recht die „5 Pferde“ mysteriös. Allerdings fällt – wiederum für beide Betriebspunkte übereinstimmend – das Verhältnis 1,07 zu den kWWerten auf, wofür aber keine Erklärung einfällt. Die eb-Redaktion freut sich auf Hinweise, die das Mysterium „e“ als Kennzeichnung für Leistungswerte vor 135 Jahren direkt aufklären oder indirekt dazu verhelfen. Nachrichten erbeten an: redaktion@georgsiemensverlag.de Be, DrP [1] NN: Elektrische Bahn München-Ungererbad. In: Polytechnisches Journal 265 (1887), S. 458-460. http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj265/ ar265111 Hintergund Das Polytechnische Journal ist die älteste ohne korporative Anbindung entstandene technische Zeitschrift Deutschlands. Ihr Gründer und erster Herausgeber war der Augsburger Chemiker und Fabrikant Johann Gottfried Dingler (17781855), Verleger war J. G. Cotta in Stuttgart. Sie erschien ab 1820 und umfasst 370 Bände mit 33448 Artikeln; zeitweise erschienen drei oder sogar vier Bände pro Jahr. Im Jahr 1858 betrug die Auflage etwa 2500. In Folge der Weltwirtschaftskrise stellte sie 1931 ihr Erscheinen ein. Mit 111 Jahren Laufzeit ist sie ein beispielloses, europaweites Archiv der Technik-, Wissens- und Kulturgeschichte (zum Vergleich: eb – Elektrische Bahnen erscheint jetzt im 118. Jahrgang). Als Dingler-Onlinewurde in einem Projekt der HumboldtUniversität zu Berlin in Kooperation mit der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden – der gesamte Bestand textdigitalisiert und unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-NC-ND3.0 frei im Internet verfügbar gemacht. Quelle: Wikipedia, Stand April 2020.

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