Auszug | eb - Elektrische Bahnen 10 | 2020

376 Fokus 118 (2020) Heft 10 Kraftwerk Ritom Das älteste Wasserkraftwerk der SBB wird nach 100 Jahren Betrieb erneuert. Das neue Gebäude wird auch die weiter arbeitenden zwei Maschinengruppen des dicht daneben stehenden 50-Hz-Wasserkraftwerks Stalvedro umhausen. Das seit 1920 arbeitende SBB-Speicherkraftwerk Ritom beim Ort und Bahnhof Ambrio-Piotta an der Gotthard-Südrampe [1] (Bild 1) wird durch ein neues, auch für die Landesversorgung bestimmtes Gemeinschaftskraftwerk der Partner SBB und AET (Azienda Elettrica Ticinese) ersetzt. Kurznachrichten zu diesem Projekt heben immer auch auf das in etwa 70m Abstand von dem SBB-Werk stehende, 1968 in Betrieb genommene Laufwasserkraftwerk Stalvedro der AET ab (Bild 2) und erwecken dabei manchmal den Eindruck, als ob dieses mit ersetzt würde; aktuelles Beispiel: „Neue Zentrale schluckt altes Stalvedro“. Das ist nicht ganz falsch wie gleich gezeigt wird, und im Zusammenhang mit Wasserkraft auch originell formuliert, kann aber leicht missverstanden werden. Die Gesamtsituation ist in Bild 3 zu sehen; Namen und Zahlen werden im Text nicht unnötig oft wiederholt. Von 1924 bis 1928, also bald nach dem SBB-Werk, ließ 5 km talabwärts von Ambri-Piotta die Vorgängerin der AET beim Ort Rodio, Bahnstation heute Rodio-Fiesso, ein Kraftwerk (C in Bild 3 B ) bauen. Mit einer Maschinengruppe aus Pelton-Turbine und 10-MW-Generator sowie ursprünglich auch einer Pumpe ausgerüstet, sollte es mit dem gleichnamigen See als Speicher zusammenarbeiten, was aber nur bedingt erfolgreich wurde. Das oberste Kraftwerk (A) der Kette, oft auch mit dem Ortsnamen Airolo bezeichnet, nahm 1945 kurzzeitig einen Teilbetrieb auf, während rund 1000m höher beiderseits des Gotthard-Passes noch Staumauern mit rund 300m Kronenlänge für je einen Speicher im Bau waren. Der etwas tiefer liegende der beiden hatte ursprünglich seinen natürlichen Abfluss mit der Gotthardreuss nach Norden und bekam 25Mio.m3 Nutzinhalt, der andere floss schon vorher nach Süden in den Ticino ab und bekam 9Mio.m3 Nutzinhalt. Beide wurden 1947 fertig und das Kraftwerk 1948. Mit zwei Maschinengruppen aus PeltonTurbine und 29-MW-Generator liefert es heute 100GWh/a. Ursprünglich floss das abgearbeitete Wasser ungeregelt in den Ticino. Von 1966 bis 1968 wurde dann ein 0,37 Mio.m3 großes Ausgleichsbecken gebaut, zu sehen direkt südlich von Gotthard-Bahnstrecke und Gotthard-Autobahn vor der Einfahrt in deren Tunnelportale. Zu dem Kraftwerkswasser kommen hier natürliche Zuflüsse von umliegenden Hängen und Tälern und vor allem der Ticino vom 20 km langen Val Bedretto ab dem Nufenen-Pass. Gleichzeitig entstand direkt neben dem SBB-Speicherkraftwerk Ritom das Laufwasserkraftwerk Stalvedro. Ein 5,5 km langes Gerinne, das unterwegs noch einen Zufluss aufnimmt, leitet reguliert das Wasser Bild 1: Druckrohrleitung und Kraftwerk Ritom der SBB, im Vordergrund wegen Autobahn stillgelegtes Anschlussgleis (Bild 1 in [1]) (Foto: Herdis Behmann, 2016). Bild 2: Kraftwerk Stalvredo der AET, vorn Ticino, am oberen Bildrand links Druckrohrleitung Kraftwerk Ritom (Bild: AET).

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