Auszug | eb - Elektrische Bahnen 10 | 2019

Nur zur eigenen Verwendung, nicht zur Veröffentlichung oder Vervielfältigung! 382 Fokus 117 (2019) Heft 10 Elektrischer Bahnverkehr – Expertentreffen in Nürnberg In wenigen Jahren Verdopplung des Angebots im elektrischen Nahverkehr – was ist machbar und was ist konkret zu tun? Zu diesem Thema konferierten Experten im Frühjahr 2019 in Nürnberg. Die Städte und Ballungsräume sind aufgerufen, auf- grund der zunehmenden Verdichtung und vor dem Hintergrund der Abgassituation kurzfristig Lösungen für mehr umweltfreundliche Verkehrsmittel zu fin- den, damit unseren Städten nicht buchstäblich die Luft ausgeht. Diese Eingangsfrage nach der Machbarkeit und den Maßnahmen, wie das Angebot im elektrischen Nahverkehr sinnvoll und nachhaltig auszubauen ist, versuchte eine Tagung zu klären. Diese Fachtagung fand am 11. bis 12. März 2019 in der Reihe Forum Bahntechnik in den Tagungsräumen der IHK Nürn- berg unter dem Titel „Herausforderungen an elektri- sche Bahnsysteme im Rahmen der Energie- und Ver- kehrswende (Innovativer e-ÖPNV)“ statt. Sie wurde vom Fachbereich A2 „Bahnen mit elektrischen An- trieben“ der Energietechnischen Gesellschaft (ETG) im VDE und dem in Nürnberg ansässigen CNA e. V., des Center for Transportation & Logistics Neuer Adler , veranstaltet und beleuchtete die aktuell im Nahver- kehr relevanten Aspekte des Gesamtsystems Elektri- sche Bahn näher. Der wissenschaftliche Austausch stand in der Tra- dition mehrerer vergangener Tagungen der Veran- stalter. Aufgrund des Erfolges des Formats und des großen Interesses an den letzten Tagungen in Kassel, Hannover und Frankfurt am Main standen in Nürn- berg wiederum Fragen mit besonderem System­ aspekt und Querschnittsthemen im Fokus der Veran- staltung. Neben Fachvorträgen war im Rahmen ei- ner Podiumsdiskussion entsprechender Raum ge- schaffen, um kontroverse Fragen und Entwicklungs- richtungen mit hochrangigen Fachleuten und Ent- scheidern zu diskutieren. Neben dem Fachpro- gramm wurde die Tagung durch eine begleitende Fachausstellung ergänzt. Im Schwerpunkt dieser Tagung wurden die be- sonderen Herausforderungen an die elektrisch be- triebenen Verkehrssysteme • im Rahmen der Energiewende, • ebenso im Speziellen wegen der Digitalisierung und Vernetzung, • aber auch vor dem Hintergrund schnell anstei- gender Fahrgastpotentiale wegen Problemen mit der Luftreinhaltung in Ballungsräumen behandelt. Hierbei war sowohl an die Rolle und Fort- entwicklung des elektrisch betriebenen Nahverkehrs bei der intelligenten Vernetzung der Verkehrsträger, als auch an dessen Energie- und Informations- & Kommunikationssysteme gedacht. Diese Einflussgrö- ßen bieten viele Chancen, aber zugleich neue Kom- plexitäten und mögliche Paradigmenwechsel für die elektrische Systemarchitektur von Bahnfahrzeugen und Energieversorgungsanlagen. Obwohl die elektrischen Fahrzeuge des öffentli- chen Personenverkehrs bereits heute „E-Mobilität für Alle“ bieten, werden deren positive Grundeigen- schaften und deren gerade in Ballungsräumen güns- tigen, großen Beförderungsleistungen in der derzei- tigen Diskussion scheinbar weniger wahrgenom- men. Start mit Podiumsdiskussion Die zweitägige Veranstaltung startete mit zwei Im- pulsvorträgen sowie einer hochkarätig besetzten Po- diumsdiskussion (Bild 1). Martin Schmitz wies als Geschäftsführer Technik im Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) einleitend auf die derzeitigen Rahmenbedingungen für den öffentlichen Personennahverkehr hin und analysierte die kommenden Herausforderungen für die Branche. Die Zeichen stehen erfreulicherweise auf Wachstum und Veränderung. Aufgrund der zu- nehmenden Urbanisierung in Ballungsräumen und der Luftschadstoffsituation, die sich zum Beispiel im Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 der Bundesre- gierung und den 2015 getroffenen Beschlüssen der Pariser UN-Klimakonferenz manifestieren, wird die Bedeutung des ÖPNV in den nächsten Jahren deut- lich zunehmen. Alle bedeutenden Kommunen sehen sich mit NO 2 -Grenzwertüberschreitungen >40μg/ m 3 konfrontiert und befinden sich damit im Zwang zu handeln. Mit der Liberalisierung des bisher stark regulierten Nahverkehrsmarktes und durch die rasch fortschreitende Digitalisierung sind die Verkehrsbe- triebe aufgefordert, eine neue Rolle zu spielen, um als Dienstleister die Mobilität als Produkt anbieten und somit langfristig erfolgreich im Verkehrsmarkt bestehen zu können. Der Kunde wünscht sich ver- netzte Systeme und Beförderungsketten mit einfa- chem Zugang, die ihm Mobilität von Tür zu Tür ge- währen. Trotz lokal schon erfolgreicher Modelle sind hierbei noch Hürden zu überwinden, sei es in der Standardisierung der zur Vernetzung erforderlichen Schnittstellen, oder last-but-not-least in der Überar-

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