Auszug | eb - Elektrische Bahnen 10 | 2019

Nur zur eigenen Verwendung, nicht zur Veröffentlichung oder Vervielfältigung! 377 Standpunkt 117 (2019) Heft 10 Klimapaket und Digitalisierung – Rückenwind für elektrische Bahnen D er Monat September 2019 war durch zwei Ereignisse gekennzeichnet, die Auswirkun- gen auf die elektrischen Bahnen in Deutsch- land haben werden: Zum einen hat das Klimakabi- nett der Bundesregierung ein Maßnahmenpaket für den Klimaschutz vorgestellt, zum anderen hat die Deutsche Bahn AG (DB) den Startschuss für die „Di- gitale Schiene Deutschland“ gegeben. Ein Hauptschwerpunkt im Maßnahmenpaket für den Klimaschutz ist die Erhöhung der Attraktivität des Schienenpersonennahverkehrs. Der Bund und die DB werden bis 2030 86 Mrd. EUR investieren, um das Streckennetz zu erneuern. Durch die Einfüh- rung von digitaler Leit- und Sicherungstechnik auf zentralen Achsen und die Digitalisierung von Stell- werken soll die Kapazität deutlich gesteigert werden. Zudem soll das elektrifizierte Netz erweitert und ver- dichtet werden. Ein weiterer Punkt ist Erhöhung der Attraktivität des öffenlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Mit der Erhöhung der Bundesmittel nach dem Gemein- deverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) für den Aus- bau des ÖPNV auf 1 Mrd. EUR jährlich ab 2021 will die Bundesregierung die Voraussetzungen schaffen, die Attraktivität des ÖPNV zu verbessern. Damit be- reits in den nächsten Jahren zusätzliche Ausbaumaß- nahmen konkret geplant werden können, beabsich- tigt die Bundesregierung, die Mittel ab 2025 auf 2 Mrd. EUR jährlich zu erhöhen. Für einen zusätzlichen Anreiz zur Nutzung der Bahn soll ein Gesetz dienen, welches die Mehrwert- steuer für Bahntickets im Fernverkehr von 19 % auf den ermäßigten Steuersatz von 7 % senkt. Damit die DB die an sie gestellten Aufgaben erfül- len kann, will sich der Bund jährlich mit 1 Mrd. EUR zusätzlichen Eigenkapitals an der Deutschen Bahn AG beteiligen. Dadurch soll sie in die Lage versetzt werden, zusätzliches Kapital in die Modernisierung, den Ausbau und die Elektrifizierung des Streckennet- zes und das Bahnsystem insgesamt zu investieren. Absichtserklärungen und finanzielle Mittel allein werden nicht reichen. Es sind Kapazitäten zu schaf- fen, welche die entsprechenden Planungen zeitnah und in hoher Qualität vorlegen können. Bildungsein- richtungen sind aufgerufen, Lehrpläne für Planungs- ingenieure zu schaffen, die diese Aufgaben erfüllen können. Das Plan- und Genehmigungsrecht ist anzu- passen, um die Projektlaufzeiten zu verkürzen. Die Industrie muss Kapazitäten schaffen, um die Vorha- ben im geplanten Zeitfenster auch umsetzen zu kön- nen. Das betrifft nicht nur die Infrastruktur, sondern auch das rollende Material. Schlussendlich muss Ver- lässlichkeit und Kontinuität in den Prozess einkeh- ren, damit die Umsetzung nicht nur Stückwerk bleibt. Und alle Partner müssen als solche miteinan- der kooperieren. Mit dem Projekt „Digitale Schiene Deutschland“ will die DB im Verbund mit dem Bahnsektor die Di- gitalisierung des Schienennetzes und des Bahnbe- triebs vorantreiben. Einen wichtigen Beitrag dazu wird die neue Gesellschaft Digitale Schiene Deutsch- land GmbH leisten, die ab Januar 2020 die ersten Projekte zur Digitalisierung koordinieren und Zu- kunftstechnologien bündeln wird. Bei der Digitalisie- rung geht es im Wesentlichen um die Umstellung von konventioneller Sicherungstechnik auf ETCS und digitale Stellwerke. Ziel ist eine Erhöhung der Streckenkapazität des bestehenden Gleisnetzes um 35%. Dass das gleichzeitig nicht ohne Anpassungen in der Bahnenergieversorgung und beim rollenden Material möglich sein wird, liegt auf der Hand. Die Bahnindustrie wird sich dieser Herausforde- rung stellen. Roland Edel Chief Technology Officer Siemens Mobility GmbH

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