Das System Bahn

22 1 Grundelemente des Systems Bahn und Konsequenzen für die Systemgestaltung ten. Entsprechend frühzeitig, nämlich im Bremswegabstand vor dem Hauptsignal, muss der Tfz-Führer wissen, was das Signal zeigt. Dazu dienen Vorsignale. In Deutschland wurde der Bremswegabstand und somit der Vorsignalabstand schon um das Jahr 1900 zu 1000 m als Regelwert festgelegt. Das resultiert aus dem Bremsweg eines damaligen Zuges aus 140 km/h bis zum Stand. Wenn Haupt- und Vorsignal am selben Mast montiert sind, fallen Bremsweg und Blockabschnitt zusammen. Im Regelfall beträgt die minimale Blockabschnittslänge somit ebenfalls 1000 m; sie kann ohne besondere Maßnahmen noch um 50 m verkürzt werden. Mit einem Durchrutschweg = Sicherheitsabstand von 200 m ergibt sich daraus eine maximale Zuglänge von 750 m, die von Güterzügen in Anspruch genommen werden darf. 1.2.4 Fahrplan und Betriebsführung Die Zugfahrten müssen koordiniert ablaufen. Dazu wird im Planungsstadium ein Sollfahrplan für jede Zugfahrt erstellt. Basiselemente zur Fahrplanerstellung sind die Laufwege der Züge, ihre Sollfahrzeiten zwischen den Betriebsstellen und ihre Haltezeiten an Bahnhöfen. Auch gegenseitige Verknüpfungen müssen festgelegt werden (Anschlüsse). Die Wunschfahrplantrassen müssen nun zusammen mit allen anderen auf Konfliktfreiheit getestet werden, wobei alle betrieblichen Belange und Zwänge (wie Fahrstraßen-Ausschlüsse in Knotenbereichen des Netzes) überprüft werden. Der Sollfahrplan muss fahrbar sein. Im alltäglichen Betrieb wird er aber nie genau eingehalten. Verspätungen, spontan eingelegte Züge, Baustellen und anderes erzwingen eine ständige Aktualisierung. 1.3 Systemelemente und Schnittstellen 1.3.1 Regelungsnotwendigkeit Ein hochkomplexes System, wie es das Eisenbahnsystem darstellt, verlangt nach Harmonisierung der wichtigsten Systemelemente, damit die Teile wie bei einem Getriebe ineinanderpassen. An den Schnittstellen zwischen Infrastrukturbetreiber (Eisenbahninfrastrukturunternehmen, EIU) und Zugbetreiber (Eisenbahnverkehrsunternehmen, EVU) betrifft das insbesondere die nachfolgend aufgeführten Systemelemente. Lichtraumprofil Die Schienenfahrzeuge müssen nicht nur im Stillstand oder bei Geradeausfahrt, sondern auch in Gleisbögen, bei unterschiedlichen Einfederungen und entsprechend ihres Wankverhaltens jeden Punkt der zu befahrenden Strecken gefahrlos passieren können. Dazu werden Lichtraumprofile für den freizuhaltenden Raum entlang einer Strecke definiert. Für den Gütertransport gelten die Lademaße, die die maximal erlaubten Abmessungen eines Fahrzeuges einschließlich seiner Ladung wiedergeben. Zur Vereinfachung sind die jeweiligen Profile codiert. Die Lichtraumprofile sind in Europa unterschiedlich. Das kleinste Profil findet sich historisch bedingt in England. Größere Abmessungen erlauben die Bahnen in den USA, Japan (Shinkansen), China und Russland. Nach der aktuellen TSI Infrastruktur gelten je nach Streckenklasse die kinematischen Bezugslinien G1, GA, GB und GC sowie einige weitere; im Geltungsbereich der EBO sind es die Bezugslinien G1 (internationaler Verkehr) und G2 (Binnenverkehr).

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