Haltepunkte | Leseprobe

HALTEPUNKTE 10 PROLOG s war ein fast feierlicher Augenblick. Eine hoheitliche Zeremonie in kahlen, spartanisch möblierten Amtsräumen im Bahnhof Hamburg-Altona: Der gestrenge, aber doch auch ein bisschen großväterlich-gütige Chef erhob sich von seinem einfachen Bürostuhl, lächelte den jungen Mann kurz an und wurde dann ernst. »Wie Sie ja wissen, sind wir hier zu Ihrer Vereidigung zusammengekommen. Nun sprechen Sie mir langsam nach«, so begann Bundesbahnamtmann Kreft, der Dienststellenleiter. Er sagte dann langsam und akzentuiert jene Eidesformel auf, die aus Ingulf Leuschel, dem jungen Berufsanfänger, einen Eisenbahner machen sollte. Nicht nur einen Eisenbahner, sondern einen Bahnbeamten im Dienst der Bundesrepublik Deutschland. So war das noch im Jahr 1966: Der frisch gebackene »BundesbahnAssistentenanwärter« wurde durch den Eid zum »Beamten auf Widerruf«. Er, der gerade 18-Jährige, der damals noch drei Jahre von der Volljährigkeit entfernt war und für seinen ersten Dienstvertrag die Unterschrift der Eltern gebraucht hatte, verpflichtete sich, »Schaden vom deutschen Volk abzuwenden«. So wahr ihm Gott helfe. E

RkJQdWJsaXNoZXIy MjY3NTk=