SIGNAL+DRAHT 10/2012

SIGNAL + DRAHT (104) 10/2012 22 n SWISS Das Projekt SwISS – Schnittstellenstandards für die SBB Reto Wagner / Markus Schacher / Niklaus H. König Die technologische Entwicklung und der Kostendruck werden zu einem vermehrten Einsatz von seriellen, ITbasierten Verbindungen zwischen Elementen der Sicherungsanlagen führen. Nur mit standardisierten Schnittstellen können neue Lieferantenabhängigkeiten vermieden und die Kosten langfristig tief gehalten werden. Die SBB standardisiert aus diesem Grund mit dem Projekt SwISS wichtige Schnittstellen zwischen Stellwerken oder von Stellwerken zu Peripherieelementen und schafft präzise Spezifikationen als Grundlagen für die Umsetzung. Bis November 2012 sind mit den Stellwerkslieferanten abgestimmte, ausführbare Spezifikationen für ausgesuchte Schnittstellen fertiggestellt. 1 Ausgangslage, Motivation 1.1 Kopplung von Stellwerken Seit den 50er-Jahren erfolgt die Kopplung zwischen Stellwerken in Relaistechnik in der Regel mittels Blockanlagen. Die größte Verbreitung erlangte dabei der TMn-Streckenblock basierend auf der Integra/Domino-Technologie aus den 60erJahren. Diese proprietäre Lösung wird bis heute auch für die Kopplung modernster elektronischer Stellwerke verwendet. Sie funktioniert zwar robust, ist aber technisch anspruchsvoll, materialintensiv, funktional limitierend und teuer (u. a. durch die vielen benötigten Kabeladern). Obwohl ein De-facto-Standard, birgt die Situation ein steigendes technologisches Risiko. Die Nutzung modernster Stellwerktechnologie hängt nach wie vor von der Verfügbarkeit und Beherrschung einer Alttechnologie ab. Zudem führt die Schweiz landesweit ETCS Level 2 ein, diese Strategie hat auch Auswirkungen auf die Stellwerksverbindungen. Während der Migrationsphase wird es eine große Anzahl von Übergängen zwischen Stellwerken mit ETCS Level 2 Signalisierung und Stellwerken mit optischer Signalisierung geben. Dies stellt gegenüber heute wesentlich höhere Anforderungen an die Funktionalität der Schnittstellen. Mit den heutigen Lösungen sind diese nicht mehr oder nur mit sehr großen Anpassungen erfüllbar. 1.2 Kopplung Stellwerke zur Außenanlage Die technologischen Entwicklungen und der Kostendruck haben die Stellwerkslieferanten bewogen, für die Anbindung der Außenanlagen neue Wege zu gehen. Die strategischen Partner der SBB setzen auf dezentrale Systeme sowie auf IT-basierte Netzwerke für die Ansteuerung der Außenanlagenelemente wie Signale, Weichen oder Gleisfreimeldesysteme. Um den Einsatz proprietärer Lösungen zu minimieren, wird auch hier von der SBB eine Standardisierung angestrebt. 2 Projekt SwISS (Stellwerk Interface Standards SBB) Die SBB hat sich im Jahr 2010 entschieden, für wichtige Schnittstellen im Stellwerksbereich offene Standards zu entwickeln. Diese werden in Zusammenarbeit mit den strategischen Lieferanten erstellt. Dadurch kann eine Standardisierung wirtschaftlicher und mit einem geringeren Risiko erreicht werden. Die Lieferanten können sich in das Projekt einbringen, sodass sich die Entwicklungszeiten, aber auch die Entwicklungskosten möglichst gering halten lassen. Der Projektstart erfolgte im Herbst 2010 zusammen mit externen Dienstleistern (KnowGravity Inc. zusammen mit Swiss Railway Engineering SRE GmbH), welche über ein großes Know-how sowohl im Bereich formaler Spezifikationen und Spezifikationswerkzeugen als auch im Bahnbereich verfügen. 2.1 Projektziele und Projektauftrag Das Projekt SwISS hat das Ziel, bei den Schnittstellen zwischen zwei Stellwerken sowie auch zwischen Stellwerken und deren Peripherie, offene Standards für die Zukunft zu spezifizieren. Die Schnittstellen Stellwerk RBC und Stellwerk Leittechnik werden in diesem Projekt nicht betrachtet. (Bild 1) Bild 1: Stellwerk-Schnittstellen mit offenen Standards (SwISS)

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