SIGNAL+DRAHT 10/2012

SIGNAL + DRAHT (104) 10/2012 10 n SPZA Die Speicherprogrammierbare Zentralblockanpassung (SPZA) Horst Ries Thales hat mit der Entwicklung der Speicherprogrammierbaren Zentralblockanpassung (SPZA) den ersten Schritt unternommen, um die Relaistechnik durch signaltechnisch sichere Speicherprogrammierbare Steuerungen (SPS) zu ersetzen. Die SPZA basiert auf einer SPS-Plattform der Firma Pilz GmbH und Co. KG (siehe Artikel in diesem Heft). Basierend auf dieser Plattform sollen weitere Anwendungen entwickelt werden, um Produkte der konventionellen Technik zu ersetzen. Thales hat für die Entwicklung und Lieferung der SPS-Plattform einen Kooperationsvertrag mit Pilz abgeschlossen. 1 Aufgabenstellung und Ziele 1.1 Schnittstellen zur konventionellen Technik Bei der Neuerrichtung eines Elektronischen Stellwerks (ESTW) entstehen oft erhebliche Kosten durch notwendige Blockanpassungen an Altstellwerke. Dies ist bedingt durch die sehr vielfältigen Blocktechniken und projektspezifische Eigenheiten, die im Netz der Deutsche Bahn AG und insbesondere in den Exportmärkten existieren. Für die Realisierung der Blockschnittstellen zu den Altstellwerken kommt bis heute konventionelle Relaistechnik zum Einsatz. Die jeweiligen projektspezifischen Gegebenheiten erfordern einen hohen Aufwand für Projektierung, Prüfung und Abnahme. Obwohl die in den Relaisgruppen enthaltenen Grundschaltungen bereits eine große Anzahl von Anwendungsfällen berücksichtigen, sind nicht selten weitere Entwicklungsaufwendungen erforderlich, um alle Anforderungen abdecken zu können. Ziel ist es, eine flexible Lösung zu entwickeln, die in Richtung ESTW eine stabile standardisierte Schnittstelle bedient. Die Anpassung an die jeweiligen Gegebenheiten der konventionellen Stellwerke wird daher mithilfe von grafischen Konfigurations- und Entwicklungswerkzeugen erfolgen, wie sie aus der SPS-Welt bekannt sind. 1.2 Übertragungssysteme Die Informationsübertragung zwischen den Stellwerken wird durch proprietäre Systeme realisiert, wie zum Beispiel Sig/Sig oder frequenzmodulierte Übertragung. Diese Systeme enthalten oft Bauteile, die von Abkündigung bedroht sind oder bereits heute nicht mehr lieferbar sind. Sie müssen durch zusätzliche, aufwändige Übertragungssysteme ersetzt werden, die die Parallelschnittstellen der Relais signaltechnisch sicher von A nach B übertragen (zum Beispiel Vital21). Es ist daher das Ziel, eine Ethernetbasierte Netzwerkschnittstelle mit sicherem Übertragungsprotokoll zur Verfügung zu stellen. Dadurch kann die eigentliche Datenübertragung durch standardisierte Industriekomponenten erfolgen (zum Beispiel DSL-Modems, LWL-Modems oder auch Digitale Streckenverteiler der DB AG (DSV)). 1.3 Know-how in der Relaistechnik Ein weiteres nicht zu vernachlässigendes Problem stellt das immer geringer werdende Relaistechnik-Know-how in der Bahnindustrie dar. Das Durchschnittsalter der Relaisexperten liegt auch bei Thales höher als das Durchschnittsalter der Gesamtbelegschaft. Relaisbasierte Technik wird aber noch Jahrzehnte in Betrieb bleiben. Der erforderliche Nachwuchs qualifizierter Mitarbeiter ist schon heute nicht in ausreichendem Maße vorhanden. 2 Voruntersuchung und Kooperation Die SPS-Technologie als signaltechnisch sichere Plattform für Produkte der Eisenbahnsignaltechnik ist für Thales ein Novum. Es wurden daher im Vorfeld der Entwicklung intensive Untersuchungen angestellt. Hierbei wurde auch das Verhältnis der Industrienorm IEC 61508 zur Bild 1: Blockanpassung mit Relais

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