12 Fokus 121 (2023) Heft 1 Rail.S/VDE-Symposium – Elektrische Fahrzeugantriebe und -ausrüstungen Anfang Dezember 2022 fand, nunmehr wieder in gewohnter Form, das mittlerweile traditionelle Symposium „Elektrische Fahrzeugantriebe und -ausrüstungen“ statt, organisiert vom Fachbereich A2 Bahnen mit elektrischen Antrieben der ETG (Energietechnischen Gesellschaft) im VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik e. V.) und dem Bahntechnikverein Rail.S e. V. Nach der Zeit der coronabedingten Improvisationen und gemischter Veranstaltungsformate konnte das diesjährige Symposium wieder im gewohnten Rahmen und zur üblichen Zeit stattfinden. Die letzte Veranstaltung zu diesem Thema fand abweichend im Frühjahr 2021 als digitale Veranstaltung statt. In diesem Jahr wurden die Schwerpunkte auf • Antriebe, • automatisiertes Fahren, • Digitalisierung, • Instandhaltung sowie • Komponenten und Subsysteme gelegt. Im Namen der Veranstalter wurde die Konferenz mit über 100 Teilnehmern von Dr. Steffen Röhlig, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Rail.S, und Dr. Carsten Söffker, Leiter des Fachbereichs A2 Bahnen mit elektrischen Antrieben der ETG, eröffnet. Zu Beginn des Tagungsblocks „Antriebe“ berichteten Stefan von Mach, Alstom Deutschland GmbH, und Ulrich Zimmermann, Technische Universität Berlin, über den Test- und Fahrgastbetrieb des Akkumulatortriebzugs Talent 3 in Baden-Württemberg und Bayern. Der Talent 3 ist der erste neu zugelassene Akkumulatorzug in Deutschland seit den 1960er Jahren. Der erste Test auf einer mit Oberleitung ausgerüsteten Strecke ermöglichte die Untersuchung verschiedener Ladeszenarien und den Vergleich der Betriebsmodi unter Fahrleitung oder Akkumulatorbetrieb. Bei den Tests standen des Weiteren Fragen der Fahrplanstabilität im Vergleich zu elektrischen Triebfahrzeugen oder Dieseltriebfahrzeugen, das Energiemanagement und der Energiebedarf in Abhängigkeit bestimmter Betriebsszenarien im Vordergrund. Die Tests belegten die grundsätzliche Tauglichkeit dieses Fahrzeugtyps im Betriebseinsatz. Die Erfahrung aus der Fahrzeugentwicklung und des Testbetriebs fließen nun in die Entwicklung und den Bau weiterer Akkumulator-Triebfahrzeuge ein. Über den Einsatz von Zweikraftlokomotiven vom Typ Eurodual von Stadler berichtete Uwe Wullstein von der Havelländischen Eisenbahn (HVLE). Die Lokomotiven werden vor Güterzügen eingesetzt, die durchgehend auf elektrifizierten und nichtelektrifizierten Strecken verkehren. Elektrisch können die Lokomotiven sowohl in Netzen mit AC 15 kV 16,7 Hz als auch mit AC 25 kV 50 Hz fahren, letzteres zum Beispiel im Einsatz auf der Rübelandbahn im Harz. Damit verkehrt die Eurodual in einem Zuglauf unter Fahrleitung AC 25 kV 50Hz, oberleitungslos und anschließend unter AC 15 kV 16,7Hz. Ein Triebfahrzeugwechsel ist nicht erforderlich. Die Fahrzeuge sind seit März 2020 im Einsatz. Eine besondere Herausforderung war der Traktionswechsel von elektrischem Betrieb auf Dieselbetrieb und umgekehrt während der Fahrt. Dieser ist innerhalb von 15 s möglich, wobei er stets unter Fahrleitung stattfindet. Aufgrund eines Ereignisses bei einem anderen Eisenbahn-Verkehrsunternehmen war seit August 2020 der Traktionswechsel nur noch im Stillstand möglich, was jedoch betrieblich einschränkend ist. Im Mai 2022 wurde in Abstimmung mit der DB Netz AG und dem Eisenbahn-Bundesamt im Bahnhof Vorsfelde in Brandenburg ein Pilotprojekt zum Traktionswechsel während der Fahrt nach den betrieblichen Regelungen 408.0493 und 408.2493 der DB Netz gestartet. Dr. Martin Ufert vom Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme und Claudius Jehle Tagungsraum im Internationalen Congress Center Dresden (Foto: Rail.S, Anne Dombrowe). eb 1 2023 ePaper Abonnement 2023 ã Georg Siemens Verlag GmbH & Co. KG Vervielfältigung und Verbreitung unzulässig und strafbar!
RkJQdWJsaXNoZXIy MjY3NTk=