Auszug | eb - Elektrische Bahnen 1 | 2023

9 Fokus 121 (2023) Heft 1 Dunkelflaute Mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 rückte die zuverlässige und preisgünstige Energiebereitstellung verstärkt in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Vor allem das Ausbleiben der Erdgaslieferungen aus Russland führte zu starken Preissteigerungen. Erdgas als Brückenenergie zwischen den konventionellen Energieträgern Kohle und Erdöl zu den sich erneuernden Energien fällt somit aus. Um die Elektroenergieversorgung für den Winter 2022/2023 wegen prognostizierten Gasmangels zu sichern, wurden Braunkohle- und Steinkohlekraftwerksblöcke aus der Reserve genommen und die Laufzeiten der Atomkraftwerke (AKW) Neckarwestheim 2, Isar 2 und Emsland im Streckbetrieb bis zum 15. April 2023 verlängert. Zum Beispiel wurden im Braunkohlekraftwerk Jänschwalde die 500-MW-Blöcke E und F und das 726-MW-Steinkohlenkraftwerk Bexbach aus der Sicherheitsbereitschaft wieder in Betrieb genommen. Es wurde wohl übersehen, dass auf dem Sektor der Elektroenergieerzeugung das Erdgas in Spitzenlastkraftwerken in vielen kleineren Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung zur Gebäudeheizung und in GuD-Kraftwerken (Gas-und-Dampf- Kombikraftwerken) eingesetzt wird. Ein Herunterfahren dieser Anlagen ist nur begrenzt möglich. Da elektrische Energie derzeit nur in geringen Mengen gespeichert werden kann, muss in jedem Augenblick so viel Energie bereitgestellt werden, wie augenblicklich benötigt wird. Pumpspeicherwerke können nur Spitzen abdecken. Akkumulatoren sind kaum im Einsatz und der Wasserstoff aus sich erneuernden Energien zur langfristigen Speicherung ist zurzeit bedeutungslos. Der Leistungsbedarf im deutschen Elektroenergienetz schwankt je nach Wochentag und Tages vom 50 GW bis 75 GW. An kalten Tagen können es bis 80 GW sein. Um die Unstetigkeit vor allem der sich erneuernder Energien dem Bedarf der Verbraucher anzupassen, ist im Netz ein hoher Regelaufwand notwendig, der dank immer leistungsfähigerer Rechentechnik und durch hoch spezialisertes Personal bisher immer bewältigt wurde. In der zweiten Jahreshälfte 2022 gab es häufig stabile Wetterlagen mit wenig Wind. Ein Beispiel ist der Zeitraum um den 11. Dezember (Bild 1). Bei der Windkraft wurden onshore rund 1,5GW und offshore rund 1,7GW Leistung bereitgestellt. Die erzeugte Sonnenenergiemenge ist dieser Jahreszeit entsprechend bedeutungslos. Braunkohle- und Steinkohlekraftwerke erbrachten mit 16,5GW und 14,7GW Rekordleistungen (Bild 2). Auch die Elektroenergiegewinnung aus Erdgas erreichte mit 25GW Leistungsspitzen Rekordwerte. Die Lieferung der Pumpspeicherwerke erreichte am 16. Dezember um 9Uhr mit 8,3GW eine der höchsten Morgenspitzen. Die drei AKW fuhren mit 3,7GW zuverlässig GrundBereitstellungs- und Bedarfsleistung 0 0 CO2-Emissionsfaktor des Energiemixes 200 400 600 800 g/kWh 9.12. 10.12. 11.12. 12.12. 13.12. 14.12. 15.12. 16.12. 17.12. 18.12. 25 50 75 100 GW 125 Arad t konventionelle Kraftwerke Wind Offshore Leistungsbedarf Solar Wasserkraft Wind Onshore Biomasse CO2-Emissionsfaktor Bild 1: Elektroenergieerzeugung und -bedarf bei wenig Wind (Bilder 1 bis 6: Diagrammgrundlage Agora Energiewende [1], bearb. eb). Bild 2: Konventionelle Elektroenergieerzeugung bei wenig Wind. konventionell bereitgestellte Leistung 0 20 40 60 80 100 120 GW 0 10 20 30 40 50 t CO2-Emissionen pro h 9.12. 10.12. 11.12. 12.12. 13.12. 14.12. 15.12. 16.12. 17.12. 18.12. t andere Steinkohle CO2-Emissionen Pumpspeicherwerke Braunkohle Gas Kernenergie eb 1 2023 ePaper Abonnement 2023 ã Georg Siemens Verlag GmbH & Co. KG Vervielfältigung und Verbreitung unzulässig und strafbar!

RkJQdWJsaXNoZXIy MjY3NTk=