Auszug | eb - Elektrische Bahnen 6-7 | 2022

275 Journal 120 (2022) Heft 6 der Züge im Rahmen des sogenannten Lebens-Zyklus-Modells (LCC-Modell) gewährleisten und für einen sparsamen Energieverbrauch einstehen. Eine Nachbestellmöglichkeit für bis zu 100 Züge ist vorgesehen. Die vierteiligen 106m langen Fahrzeuge bestehen aus je zwei Doppelstock-Steuerwagen und zwei einstöckigen Triebwagen mit insgesamt 380 Sitzplätzen. Die für 200 km/h zugelassenen Züge können in Vierfach-Traktion verkehren. Die Fahrzeuge werden nach den hohen technischen und gestalterischen Anforderungen der SFBW gebaut. Besonderer Wert wurde auf die Druckdichtigkeit der Fahrzeuge gelegt, um Komforteinschränkungen bei der Begegnung mit anderen Zügen im Tunnelbereich und auf den Schnellfahrstrecken zu vermeiden. Bemerkenswerte Komfortmerkmale sind eine für heiße Sommer besonders leistungsstarke Klimaanlage sowie Lounge-Bereiche, Konferenz- und Familienabteile für verschiedenste Reisesituationen. Mehrzweckabteile bieten Platz für großes Gepäck, Kinderwagen und 30 Fahrräder pro Triebzug. Die Türschwellen ermöglichen einen stufenfreien Zugang vom 76-cm-Standardbahnsteig. Die Doppelstocktriebzüge sollen im Großraum Stuttgart auf den Strecken in Richtung Karlsruhe, Pforzheim, Heilbronn, Schwäbisch-Hall, Aalen, Friedrichshafen/Lindau und Tübingen sowie Horb/Rottweil und der Schnellfahrstrecke Stuttgart – Ulm nach und nach eingesetzt werden. Sie werden im Jahr 2025 zeitgleich mit den ersten beiden Bausteinen des Digitalen Knoten Stuttgart ihren Betrieb aufnehmen. Die sich daran anschließende Hochrüstung der Fahrzeuge auf den zukünftigen europäischen Standard für grenzüberschreitenden Verkehr im Europäischen Wirtschaftsraum (TSI ZZS2022) ist bis Mitte 2027 vereinbart. Die Coradia Stream High Capacity werden mit dem European Train Control System (ETCS) Level 2 und 3 und Fahrzeuggeräten des automatisierten Fahrbetriebs (ATO) im Automatisierungsgrad 2 (GoA2) ausgerüstet. Damit werden erstmals in Deutschland Neufahrzeuge mit einer Zugintegritätsüberwachung (TIMS) und ETCS Level 3 ausgerüstet und in Teilschritten mit dem Future Railway Mobile Communication System (FRMCS) ausgestattet. Ausbau Bahnhof München-Pasing Im Rahmen des Investitionsprogrammes Neues Netz für Deutschland plant die DB, im Auftrag von Bund und Freistaat den Bahnhof München-Pasing auszubauen. München-Pasing ist Drehscheibe für den Regional- und Fernverkehr sowie westlicher Startpunkt für die Stammstrecke der Münchner S-Bahn. Mit täglich 100000 Fahrgästen und 1000 Zughalten gehört er zu den größten SchienenDrehkreuzen in Bayern. In einen weiteren Bahnsteig, den Ausbau des jetzigen Südbahnsteigs und einen großen Gleisumbau unmittelbar westlich der Bahnsteige investieren die DB mit Bund und Freistaat 500Mio. EUR. Der zusätzliche Bahnsteig entsteht zwischen den vorhandenen Gleisen 12 und 14 und wird über Aufzüge und Rolltreppen an die bestehenden Unterführungen im nördlichen Bahnhofsbereich angeschlossen. Hier sollen künftig vor allem die Züge in und aus Richtung Augsburg halten. Für die Anwohner entsteht eine 1300m lange Lärmschutzwand. Im Sommer 2022 soll das offizielle Baurechtsverfahren beginnen. Die Fertigstellung ist für 2027 geplant. Der bestehende Südbahnsteig soll zu einem barrierefreien Mittelbahnsteig mit zwei Gleisen erweitert werden. Regionalzüge in und aus Richtung Fürstenfeldbruck/Buchloe sollen diesen Bahnsteig nutzen. Ein großer Gleisumbau unmittelbar westlich des Bahnhofs ist der Schlüssel für Mehrverkehre in und aus Richtung Westen. Hier fahren die Züge der Münchner S-Bahn-Linien S4, S6 und S8 sowie die Züge aus dem Allgäu und dem Werdenfelser Land nach Pasing. Am Westkopf treffen sie aufeinander und werden mit dem Bau von Brücken sowie Über- und Unterführungen einfacher und schneller in den Bahnhof hinein- und auch wieder herausfahren können. Angedacht ist eine Realisierung Anfang der 2030er Jahre. Spatenstich für Werk Cottbus Mit einem Spatenstich am 10. Mai 2022 begann der Bau der ersten von später zwei Werkhallen im Werk Cottbus. In dieser Halle werden in zwei Jahren die ersten ICE 4-Züge instandgehalten. Bis 2024 entstehen 500 neue Arbeits- und Ausbildungsplätze. Nach Fertigstellung der zweiten Werkhalle im Jahr 2026 werden es insgesamt 1200 neue hochwertige Industriearbeitsplätze sein. Vorgesehen sind 1Mrd. EUR Investitionen auf Basis des Investitionsgesetzes Kohleregionen. Die Werkhallen entstehen auf dem Gelände vor dem bestehenden DB-Standort in Cottbus. Die erste Halle hat zwei Gleise und ist 445m lang. Die zweite Halle wird vier Gleise und 570m Länge haben. Damit wird es das erste Werk der DB für die schwere Instandhaltung von ICE 4-Zügen sein. Die 374m langen XXL-ICE 4 mit 13 Wagen und 918 Sitzplätzen können in voller Länge einfahren. Von den kürzeren ICE passen zwei je 200m lange Züge mit jeweils sieben Wagen hintereinander auf die Gleise. So kann an allen Wagen gleichzeitig gearbeitet werden, was die Instandhaltung der Züge beschleunigt. Die Revision eines ICE 4 soll maximal zwei Wochen dauern, drei Wochen weniger als bisher. eb 6-7 2022 ePaper Abonnement 2022 ã Georg Siemens Verlag GmbH & Co. KG Vervielfältigung und Verbreitung unzulässig und strafbar!

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