Auszug | eb - Elektrische Bahnen 3 | 2022

72 Forum 120 (2022) Heft 3 Leserforum Ihre Meinung ist gefragt. Senden Sie Kommentare und Diskussionsbeiträge bitte per Post oder E-Mail an leserforum@eb-info.eu. 100 Jahre LAG 4 zu eb Heft 1-2, Seite 67 In Heft 1-2/2022 haben die eb unter der Überschrift ‚100 Jahre LAG 4‘ über das anstehende Jubiläum dieser einzigartigen Elektro-Lokomotive berichtet, die ihrerseits bereits aus einer nochmals 20 Jahre älteren Drehstrom- und später Wechselstrom-Versuchslokomotive von Siemens & Halske hervorgegangen war und aus der nach einem späteren nochmaligen Umbau dann unsere heutige Denkmallokomotive E6904 in Murnau hervorgegangen ist. Wir haben uns im Kuratorium E 6904 sehr gefreut, dass die eb damit unsere Pressemeldung zu diesem Anlass aufgegriffen haben. Leider haben sich aber in dem Beitrag einige Unstimmigkeiten bei den historisch-technischen Angaben eingeschlichen. Damit sich diese Fehler jetzt in der Fachliteratur nicht weiter fortpflanzen, sei hier Folgendes nochmals richtig gestellt und für alle interessierten Leser ergänzt: • Bei der im vorgenannten Beitrag mehrfach genannten Spannung 1AC 5,5 kV handelte es sich genau genommen um die Klemmenspannung an den Generatoren im Kraftwerk Kammerl der Localbahn Actien-Gesellschaft (LAG), welches die Strecke Murnau – Oberammergau noch bis vor zehn Jahren und damit über einen Zeitraum von deutlich mehr als 100 Jahren mit der notwendigen Energie aus Wasserkraft versorgte. Wie man den Betriebsvorschriften der LAG von 1915, aber auch dem späteren Betriebsbuch der E 6904 entnehmen kann, war die Nennspannung für diese erste mit Einphasenwechselstrom niedriger Frequenz betriebene Vollbahnstrecke hingegen auf 5 kV festgelegt (analog zu Sollwert 16,5 kV und Nennwert 15 kV im später elektrifizierten Netz der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft und von deren Nachfolgern). Die seit 1925 nach Inbetriebnahme des Unterwerks Murnau der DRG seitens der LAG zunächst in Murnau Ort, später dann von der DB unmittelbar beim KW Kammerl eingesetzten Netzkuppelumspanner zur (zunächst bedarfsweisen) gegenseitigen Aushilfe mit Energie hatten daher das Transformationsverhältnis 1 : 3. • Die Frequenz auf der 1905 elektrisch mit diesem System in Betrieb gegangenen Lokalbahn betrug nicht 15Hz, sondern (zunächst noch) 16Hz. Bei zeitweiser Zusammenschaltung mit dem elektrischen Netz der DRG wurde diese Frequenz ab etwa 1930 im KW Kammerl durch Änderung der Drehzahl bei den nicht für die regionale Licht- und Kraftstromversorgung genutzten Maschinensätzen temporär auf 16 2/ 3 Hz erhöht. Ab Übernahme der LAG durch die DRB 1938 wurde dann dauerhaft mit 16 2/ 3 Hz (bis zum 27.6.1954 bei unveränderter Nennspannung 5 kV auf der Strecke) produziert. • Die vierachsige Drehstrom-Versuchslokomotive von Siemens & Halske als gemeinsame Urmutter sowohl der späteren LAG 4 als auch der Lokomotive Nr. 3 der Siemens-Güterbahn in Berlin wurde nicht erst 1903, sondern ausweislich eines Werksfotos mit der Nr. TWL 643 von Siemens & Halske bereits 1902 (also vor nunmehr 120 Jahren!) auf der Strecke Marienfelde – Zossen in Dienst gestellt. • Die aus der Halbierung dieser Versuchslok hervorgegangene und lediglich als teilausgerüsteter Mechanteil von SSW nach Murnau gelieferte LAG4 wurde dort von der LAG durch altbrauchbare Teile (Transformator WBT1a und Fahrmotoren aus einem der ausgemusterten Triebwagen LAG674 – 677) ergänzt und 1922 in Betrieb genommen, weshalb sie ursprünglich auch nicht in den Lieferlisten von SSW auftauchte und auch keine SSW Fabriknummer erhielt. Die Maschine erlitt 1929 zwar einen Transformatorbrand, wurde seinerzeit aber noch nicht abgestellt. Stattdessen wurde sie (vermutlich mit einem weiteren Tauschtransformator) nochmals instand- und noch bis zum Sommer 1930 weiter eingesetzt. Erst nach der verspätet erfolgten Abnahme der neu angelieferten LAG5 konnte sie dann außer Betrieb genommen und zunächst auf dem Lokomotivfriedhof der LAG bei München-Thalkirchen abgestellt werden. • Die im Juni 1934 anlässlich der Passionsspiele quasi ‚wiederauferstandene‘, jedoch nunmehr mit einem neuen Lokomotivkasten von KraussMaffei ausgestattete LAG4 II – die spätere E 6904 – wurde ebenfalls nicht von SSW, sondern von der LAG selbst in deren Werkstätten Thalkirchen (Mechanteil) und Murnau (Elektrik) aus den noch brauchbaren Teilen der ursprünglichen LAG4 zusammengesetzt und wieder in Betrieb genommen, nun jedoch mit neuem Transformator

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