Auszug | eb - Elektrische Bahnen 10 | 2022

442 Journal 120 (2022) Heft 10 Eisenbahnen in Saudi-Arabien Das Königreich Saudi-Arabien ist mit der Vision 2030 ambitioniert, sich mit internationalen Partnern zu einem führenden globalen Logistik-Drehkreuz für die gesamte Region zu entwickeln. Der Eisenbahnsektor ist für dieses Ziel entscheidend und wurde dazu in den letzten Jahren umfassend umstrukturiert. Aus diesem Prozess ist die Saudi Arabia Railway Company (SAR) als wichtigstes nationales Eisenbahnverkehrsunternehmen hervorgegangen, das alle Aktivitäten bündelt und die Transformation vorantreibt. Jüngste Erfolge sind die Inbetriebnahmen der Nord-Süd-Linie für den Personenverkehr, der Strecke Riyadh – Al Qassim im Jahr 2017 und des Haramain Hochgeschwindigkeitszugs Mekka – Medina 2018. Mit ETCS Level 2 sind 4500 km des Schienennetzes ausgerüstet. In den kommenden fünf bis sieben Jahren will die SAR mit internationalen Partnern sein Personen- und Güterschienennetz von 5000 km auf 8000 km für eine Kapazität von 3Mio. Fahrgästen und 50Mio. t Güter ausbauen. Ein herausragendes Beispiel ist das milliardenschwere 1300 km lange Land Bridge-Projekt, das die Häfen des Persischen Golfs mit denen des Roten Meeres direkt über Land verbindet und an moderne Logistikzonen, Wirtschaftszentren, Industrie- und Bergbaucluster anschließt. Auf der InnoTrans unterzeichnete die SAR diverse Partnerschaftsvereinbarungen. Die französische Thales Group wird Signal- und Logistiklösungen für den Dammam Railway Yard liefern. Dieser ist als Teil der Strecke Dammam – Riadh ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt für Großprojekte wie die Saudi Land Bridge. Mit Alstom wird ein eine Partnerschaft für wasserstoffbasierte Mobilitätslösungen für das saudi-arabische Bahnnetz eingegangen. Großes Investitionspotenzial besteht in der Beschaffung von Triebzügen, Lokmotiven und Waggons. SAR strebt die Errichtung eines Werks zur Herstellung von Schlafwagenzügen an, um die lokale Produktion zur Unterstützung der Eisenbahnindustrie in SaudiArabien sicherzustellen. Ein wichtiger Partner für den Wissenstransfer ist die DB. Die DB plant, SARPersonal auszubilden, um zusätzliche Kapazitäten in der saudi-arabischen Eisenbahnindustrie aufzubauen. Während des Treffens auf der InnoTrans berieten beide Parteien darüber, wie sie mit neuen Technologien Schritt halten können, wie Transport- und Logistikdienstleistungen verbessert sowie die Digitalisierung vorangetrieben werden kann. Energie und Umwelt Ammoniak-Wasserstoffmotor Die DB und das australische Energieunternehmen Fortescue Future Industries (FFI) vereinbarten eine umfassende Zusammenarbeit, um die klimaneutrale Mobilität voranzutreiben. In einem ersten Projekt werden Dieselmotoren für Lokomotiven und Triebwagen erstmals so modifiziert, dass sie mit Ammoniak und Wasserstoff betrieben werden können. Der Ammoniak-Wasserstoffmotor basiert auf einem vorhandenen Typ von Dieselmotoren. Dieser wird so verändert, dass er mit Ammoniak und Wasserstoff, hergestellt aus sich erneuernden Energien, betrieben werden kann. Der Vorteil ist, dass Ammoniak eine höhere Energiedichte als flüssiger Wasserstoff besitzt und sich leichter transportieren und speichern lässt. Als Schlüsseltechnologie des Ammoniak-Wasserstoffmotors kommt ein Cracker des Stuttgarter Unternehmens Ammonigy zum Einsatz. Dieser spaltet einen kleinen Teil des Ammoniaks außerhalb des Motors in Wasserstoff und Stickstoff auf. Der so erzeugte Wasserstoff wird dem restlichen Ammoniak als Zündgas beigemischt und Übersicht der Eisenbahnstrecken Saudi-Arabien (Grafik: SAR/Maximilian Dörrbecker).

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