Auszug | eb - Elektrische Bahnen 5 | 2021

182 Fachwissen Fahrleitung 119 (2021) Heft 5 Bedeutung der Novellierung der EN50119 für den ÖPNV aus bautechnisch-konstruktiver Sicht Martin Meißner, Leipzig Mit der Überarbeitung der EN50119 und ihrer Einführung in Deutschland Anfang 2021 sind die städ- tischen Nahverkehrsbetriebe auf einmal mit einer Situation konfrontiert, die signifikante Auswirkun- gen auf die Tragwerksplanung bis hin zu kompletten Systemauslegungen und Anlagenplanungen hat. Vorangegangene Ausnahmeregelungen für den städtischen Nahverkehr entfallen ersatzlos. Dies führt dazu, dass im Zuge der Anlagenplanung statisch nicht nur Maste und Gründungen zukünftig nach EN50119 zu betrachten sind, sondern auch jede einzelne Komponente in der System- und An- lagenplanung. Significance of the amendment to EN50119 for urban local transport from a structural and construc- tive point of view With the revision of EN50119 and its introduction in Germany in the beginning of 2021, the urban local transport companies are suddenly confronted with a situation that has significant effects on structural planning, including complete system designs and plant planning. Previous exceptions for local urban transport are no longer applicable. This means that in the course of the system planning, not only masts and foundations will have to be considered statically according to EN50119, but also each individual component in the design and planning of the system. Importance de l’amendement à la EN50119 pour le transport urbain local d’un point de vue structu- rel et constructif Avec la révision de la norme EN50119 et son introduction en Allemagne début 2021, les entreprises des transports publics urbains sont soudainement confrontées à une situation qui a des effets impor- tants sur la conception structurelle, jusqu’à la conception de systèmes complets et la planification des installations. Les exceptions précédentes accordées aux transports publics urbains cesseront de s’ap- pliquer sans être remplacées. Cela signifie qu’à l’avenir, lors de la planification du système, il faudra non seulement tenir compte de la statique des mâts et des fondations selon la norme EN50119, mais aussi de chaque composant individuel dans la planification du système et de l’installation. 1 Historische Entwicklung Mit der fortschreitenden Harmonisierung von Nor- men und Richtlinien in der Europäischen Union ent- standen und entstehen zahlreiche Regelwerke, die für die Errichtung, den Betrieb und die Instandhal- tung von Oberleitungsanlagen von Bedeutung sind. In Deutschland wurden 1893 im Bereich von Stark- stromanlagen erstmals Vorschriften zu Sicherheitsre- geln durch das gegründete Komitee des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE) unter Federfüh- rung von Werner von Siemens und Heinrich von Ste- phan veröffentlicht. Im Laufe der Zeit erfuhren diese Vorschriften eine Fortschreibung auf Grundlage der weiterführenden Entwicklungen im Bereich der Elektrotechnik bezie- hungsweise wurden durch Folgevorschriften, wie der Deutsche Industrienorm (DIN), DIN VDE oder DINEN, ersetzt. Bei der Planung von Oberleitungsanlagen im städtischen Nahverkehr wurden seit 1969 die DINVDE 0210 [1] sowie ergänzende Bemessungs- vorschriften nach Technischen Normen, Gütevor- schriften und Lieferbedingungen (TGL), DIN1055 [2] bezüglich Lastannahmen, DIN18800 [3] über Bemessung im Stahlbau, DIN1045 [4] über Bemes- sung im Stahlbetonbau und weitere Normen und VDV-Mitteilungen erfahrungsgemäß verwendet. Mit der Einführung der europäischen Normen sind diese genannten Normen bauaufsichtlich bereits seit über zehn Jahren zurückgezogen und eigentlich für die Bemessung nicht mehr zu verwenden. Mit Inkrafttre- ten der EN50119 Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen – Oberleitungen für die elektrische Zugför- derung wurde 2009 in Europa eine Norm eingeführt und in Deutschland als DIN im Jahr 2010 veröffent- licht, die für die Bemessung und Errichtung von Oberleitungsanlagen nun maßgebend war und die

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