Auszug | eb - Elektrische Bahnen 4 | 2021

121 Standpunkt 119 (2021) Heft 4 Europäische Ansätze in der Fachkräftequalifizierung D ie Welt befindet sich in stetem Wandel. Alle Lebensbereiche sind voneinander abhängig und stehen in Wech- selwirkung, wie uns die Pande- mie seit über einem Jahr vor Au- gen führt. Parallel dazu vollzie- hen sich Paradigmenwechsel in der Industrie, getrieben durch Digitalisierung und Automatisie- rung, sowohl in der standort- und länderübergreifenden Zu- sammenarbeit als auch im Be- wusstsein, dass Anforderungsde- finitionen nicht statisch „einfrier- bar“ sind, sondern wir dyna- misch neue Anforderungen iden- tifizieren und integrieren müs- sen. Dies ist gerade in Bahnsystemen mit den jahr- zehntelangen Lebenserwartungen der Teilsysteme und der Unabdingbarkeit der sicheren Interaktion von Fahrzeugen und Infrastrukturen anspruchsvoll und erfordert angepasste Wissenstransfers und Ko- operationsstrategien für alle Fachkräfte. Diese müs- sen das Bahnsystem verstehen und mit Kollegen, Partnern und Kunden immer öfter international zu- sammenarbeiten. In einer breiten Sektorinitiative gehen diesem Leitmotiv die EU-Projekte STAFFER für alle Länder und Qualifikationsniveaus und das Projekt Astonrail im akademischen Bereich nach. Unterstützt durch die Gemeinschaft der Europäischen Bahnen (CER) und den Verband der europäischen Eisenbahnindustrie (UNIFE) arbeiten in STAFFER 30 Partner daran, die Zukunftstrends des Bahnsektors zu systematisieren. Ziel ist die Identifizierung von Qualifizierungsbedar- fen, für die im nächsten Schritt neue Bildungsange- bote erstellt, implementiert und evaluiert werden. Die Fachhochschule Erfurt beteiligt sich daran und bringt vielfältige Erfahrungen ein. So ist der Bache- lorstudiengang „Wirtschaftsingenieur/in Eisenbahn- wesen“ seit über zehn Jahren etabliert – neben der grundständigen Variante auch in dualen Modellen mit der DB Netz AG, den Eisen- bahnverkehrsunternehmen (EVU) des DB-Konzerns, weiteren EVU und neu auch in Zusammenar- beit mit der Bahnindustrie, zum Beispiel der Siemens Mobility GmbH. So werden praxisnahe Ausbildung und Kontakte mit der Wirtschaft mit dem wissen- schaftlichen Erkenntnisgewinn verknüpft. Dies gilt auch für den trinationalen Weiterbildungsstu- diengang „Master Europäische Bahnsysteme“, der zusammen mit der Fachhochschule St. Pöl- ten und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Winterthur angeboten wird. Für diesen läuft bis zum 15. Juni 2021 die Bewerbungsphase um die maximal 25 Studienplätze für den im Oktober startenden fünften Durchgang. Gerade dieses Bil- dungsangebot greift mit der europäischen Prägung einem Ergebnis von STAFFER vor, bei dem am Hori- zont ein Eisenbahn-Erasmus-Programm stehen kann. Voneinander und von Experten lernen ist auch ein Leitmotiv der eb . Das vorliegende Heft berichtet in den Fachaufsätzen unter anderem über die Pilotie- rung einer Kettenwerksüberwachung in der Schweiz, die Überwachung von Hochspannungsleitungen bei der ÖBB in Österreich und über Erfahrungen mit der optischen Anhubmessung in Deutschland. Für einen starken Bahnsektor brauchen wir Sys- temverständnis, Innovationskraft und Partner in In- dustrie, Bahnbetrieb und Bildung – die verinnerlicht haben, dass Wissen sich vermehrt, wenn man es teilt! Prof. Dr.-Ing. Michael Lehmann Fachhochschule Erfurt Eisenbahnwesen im internationalen Kontext

RkJQdWJsaXNoZXIy MjY3NTk=