Auszug | eb - Elektrische Bahnen 12 | 2021

479 Fokus 119 (2021) Heft 12 SwissRailvolution – Strategien für die Bahn im Jahr 2050 Ein neuer Dachverband fördert und begleitet die Entwicklung einer Strategie für einen Quanten- sprung im Schienenverkehr mit Zeithorizont 2050. Der neue Dachverband SwissRailvolution (SRV) wur- de am 1. Dezember 2021 im Bundeshaus in Bern als Verein gegründet. Neun Organisationen bündeln ihre Kräfte mit dem Ziel, auf der Grundlage der be- schlossenen Investitionen in das Schweizer Schie- nennetz die Attraktivität der Bahn nachhaltig zu ver- bessern und die Wettbewerbsfähigkeit der Bahn zu stärken. SRV stellt fest, dass der öffentliche Verkehr we- sentlich zur Erreichung der klimapolitischen Ziele beiträgt, die Konkurrenzfähigkeit der Bahn gegen- über Straße und Flugzeug aber stagniert und die Durchschnittsgeschwindigkeiten der Schnell- und Güterzüge zu wenig attraktiv sind. Das Verkehrskreuz Schweiz mit seinen Ost-West- und Nord-Süd-Achsen ist mit einer langfristigen Visi- on und unter Einbezug der bereits beschlossenen Investitionen so zu gestalten, dass der Anteil des öf- fentlichen Verkehrs am Mobilitätsmix nachhaltig ge- steigert, vielleicht sogar verdoppelt wird. Die vom Parlament unter dem Titel Perspektive Schiene 2050 geforderte Formulierung einer Strate- gie für eine integrierte Entwicklung ist unerlässlich. Die Attraktivität der Bahn ist sowohl für die Agglo- merationen und die Regionen als auch mit dem An- schluss an das Nachtzugnetz und benachbarte Hochgeschwindigkeitsstrecken zu steigern. Dazu ist eine intensive, langfristige Zusammenarbeit mit den Nachbarländern nötig. Als Gründungsmitglieder oder Sponsoren werden auf der Website von SRV aufgeführt: • Associazione Pro Gottardo ferrovia d’Europa • Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr IGöV Schweiz • Westschweizer Vereinigung für leistungsfähige Bahnverbindungen Ouestrail • Pro Bahn Schweiz • Schweizerische Vereinigung Beratender Ingenieu- runternehmungen usic • Verein Alpeninitiative • Association Lémanique pour la promotion du rail Alprail • Europäischer Verband für die Entwicklung des Schienenverkehrs AEDTF • Stadler Rail AG Logo des Dachverbands SRV. Kommentar Der Name SwissRailvolution könnte als Anspielung auf eine Revolution des Schienenverkehrs aufgefasst werden in der Art der Vakuumröhren von Swissmetro oder Hyperloop für den Hochgeschwindigkeitspersonenverkehr. Der Hinweis auf den Einbezug der bereits beschlossenen Investitionen, wo- mit die 12,89Mrd. CHF des FABI-Ausbauschrittes 2035 ge- meint sein dürften, zerstreut aber diese Bedenken. SRV will durchaus die traditionelle Bahn verbessern und voranbrin- gen und allenfalls im Bereich der Frachtverteilung neue Sys- teme wie Cargo sous terrain prüfen. Allerdings ist der Ruf nach höheren Durchschnittsge- schwindigkeiten recht alt. Bereits in den 1970er Jahren dachte die SBB unter dem Namen Neue Hochleistungstrans- versalen (NHT) an ein Kreuz von Schnellverkehrslinien West- Ost und Nord-Süd. Das hier gezeigte Logo der SRV und der Hinweis auf das Verkehrskreuz sind Hinweise auf eine gewis- se Seelenverwandtschaft mit den damaligen Konzepten, die ja bekanntlich zugunsten des Taktfahrplans und des Kon- zepts der Bahn 2000 aufgegeben wurden. Immerhin deutet die Forderung einer „integrierten Stra- tegie“ an, dass SRV mehr anstrebt als bloß höhere Fahrge- schwindigkeiten. Auf seiner Website swissrailvolution.ch schreibt der Ver- band: „Die genaue Konfiguration des SwissRailvolution -Netzes ist noch festzulegen. An erster Stelle soll das Verkehrskreuz Schweiz den Langstrecken-Fahrgastverkehr idealerweise mit den zwei Hochleistungsachsen West-Ost und Nord-Süd von Grenze zu Grenze sicherstellen, das bestehende Netz dyna- mischer machen, für freiere Straßen sorgen, die Regionen besser anschließen, alle Regionen der Schweiz, die Nachbar- länder und Europa verbinden. Parallel dazu wird der neue Grimseltunnel in Kombination mit der Umspurungstechnik ein Meterspurnetz in den Alpen schaffen, das Montreux mit Sankt Moritz und Luzern mit Zermatt verbindet.“ Es ist zu erwarten, dass es für eine „integrierte Strategie“ noch mehr brauchen wird als weitere Infrastrukturausbau- ten. In erster Linie müssen rasch und nachhaltig die Ver- kehrs- und Transportbedürfnisse der Kunden befriedigt wer- den. Dazu gehören auch ein einfacher Zugang zu den ange- botenen Leistungen, der Einbezug der first und last mile , die Betreuung und Unterstützung bei Verspätungen und Stö- rungen mit Einbezug anderer Transportmittel als der eige- nen Züge sowie Komfortangebote für die Kundschaft, die zum Umsteigen von der Limousine und der Businessclass auf den öffentlichen Verkehr animiert werden soll. Urs Wili

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