Auszug | eb - Elektrische Bahnen 5 | 2020

164 Fokus 118 (2020) Heft 5 Eurodual – Zweikraftlokomotive für schweren Güterverkehr Zur Produktivitätssteigerung werden im europäischen Güterverkehr schwerere Güterzüge gefahren. Begrenzt werden die Nutzlasten durch die Gleislängen, die zulässigen Zughakenmasse der Schraubenkupplung und die Neigungsverhältnisse der zu befahrenden Strecken. Vorreiter des Betriebes schwerer Baustoffzügen war ab 2011 die Havelländische Eisenbahn (HVLE). Neue in der Länge verkürzte Schüttgutwaggons Faccns ermöglichen bei Ausnutzung der Achsfahrmasse von 22,5 t mit 68,5 t Zuladung einen Zug mit 4200 t Bruttomasse, bestehend aus 47 Wagen, auf 596m Länge zu begrenzen. Diese Züge können mit einer sechsachsigen Lokomotive anstelle der Doppeltraktion zweier vierachsiger Maschinen befördert werden. Es gab die Idee, diese als Zweikraftlokmotive für den Betrieb auf elektrifizierten und nichtelektrifizierten Strecken zu realisieren. Da die Kunden oft an nichtelektrifizierten Strecken ihre Anschlussgleise haben, erspart es das Umspannen und den Dieselbetrieb unter Fahrleitung. Es musste ein Dieselantrieb großer Leistung mit einer Elektrolokomotive kombiniert werden. Weil für die deutschen Schienenfahrzeughersteller dieser Auftrag nicht lukrativ war, fand die HVLE mit Vossloh im spanischen Valencia einen Partner, der an dem anspruchsvollen Projekt interessiert war. Stadler Rail übernahm 2015 das Werk und schloss 2017 mit der HVLE einen Kaufvertrag über die Lieferung und Instandhaltung von zehn Zweikraftlokmotiven, der Mindestabnahmemenge, ab. Im selben Jahr fanden Zulassungsfahrten eines Prototyps in Frankreich statt. Mit deren Erfahrungen wurden die ersten drei Serienmaschinen für die HVLE gefertigt und bis Anfang 2020 ausgeliefert (Kenndaten Tabelle 1). Die Zulassungsfahrten des EisenbahnBundesamtes (EBA) fanden im Hebst 2019 unter anderem auf der Rübelandbahn statt, um die Steilstreckenzulassung zu erhalten. Die Eurodual wurde in das Fahrzeugregister mit der Baureihennummer (BR) 159 als Elektrolokomotive eingetragen. Die BR159001 bis 159003 stehen seit Mitte März im regulären Einsatz (Bild 1). Für die Entwicklung der Eurodual konnte Vossloh auf Komponenten seiner dieselelektrischen Lokomotivplattformen Euro4000 und UKlight zurückgreifen. Der Fahrzeugrahmen sowie der Drehgestellrahmen (Bild 2) für drei angetriebene Radsätze basieren auf denen der Euro4000, von der 140 Maschinen ausgeliefert wurden. Der seit 2008 erfolgreiche Einsatz in verschiedenen Ländern unter diversen Einsatzbedingungen bietet eine breite Beobachtungs- und Studienbasis. Die Dimensionierung des Drehgestellrahmens wurde mit der Finite-Elemente-Methode berechnet und durch einen statischen Belastungstest bestätigt. Der mit 1800mm kurze Radstand des Drehgestells sorgt mit reduzierten nicht aufgehängten Massen, der kurvenoptimierten Primär- und Sekundärfederung sowie der Radsatzführung für ein Bild 1: Eurodual-Lokomotive 159 003 vor dem HVLE-Hauptsitz in Berlin-Johannesstift (Foto: HVLE/Sebastian Koch). Bild 2: Ansichten der Zweikraftlokomotive (Zeichnung: Stadler Rail).

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