Auszug | eb - Elektrische Bahnen 2-3 | 2020

101 Historie 118 (2020) Heft 2-3 Geschichte des Bahnkraftwerkes Muldenstein–Teil 2 F o r tsetzung zu eb 12/2019, Seiten 491–498 5 Große Rekonstruktion 1937 bis 1943 und Betrieb bis 1946 Ab Mitte der 1930er Jahre wurde die Elektrifizierung der Strecke München – Berlin in Angriff genommen. Für den zu erwartenden hohen Leistungsbedarf im Bahnenergienetz fanden 1937 bis 1942 im Bahnkraftwerk Muldenstein umfangreiche Rekonstruktionsmaßnahmen statt. Im Kesselhaus wurden sechs große Dampferzeuger (DE) mit Mühlenfeuerung von den Babcock- und Wilcox-Dampfkesselwerken AG, Borsig Berlin und den Dürr-Werken AG errichtet. Jeder DE lieferte maximal 40 t Heißdampf pro Stunde mit 3,5MPa Betriebsdruck und einer Temperatur von 435° C über zwei neu aufgestellte Dampfverteiler an die neuen 16-MVA-Turbogeneratoren. Diese Dampferzeuger waren mit der alten Kesselanlage über einen Druckminderer für 40 t Dampfdurchgang je Stunde verbunden. Bei einer Gesamtheizfläche von 5954m2 konnten alle Dampferzeuger maximal 400 t Dampf pro Stunde abgeben. Als Bestleistung wurden 300 t/h Dampferzeugung angegeben. Im Maschinenhaus wurden die vier kleinen Turbogeneratoren demontiert. Jede der an deren Stelle errichteten drei neuen Bahnmaschinen konnte bei 16MVA Scheinleistung mit einem cosijࣟ=0,7 eine Dauerleistung von 11,3MW abgeben. Nach vorangegangener Belastung mit 10MW sind sie für die Dauer von 3min mit 15MW belastbar. Die Drehzahl der Turbine beträgt 3000min- 1 , die des Generators 1000min- 1 . Die als Bahnmaschinen (BM) 3, 4 und 5 bezeichneten Turbogeneratoren wurden von der AEG 1939, 1941 und 1942 geliefert. Des Weiteren wurden zwei Hausturbogeneratoren (AEG) und ein Notstromdieselaggregat für die Eigenbedarfsversorgung des Kraftwerkes mit 50Hz Drehstrom aufgestellt. Die beiden Hausturbogeneratoren hatten je eine Leistung von 3,2MW bei einer Drehzahl der Turbine von 4800min- 1 und des Generators von 1500min- 1 (Bild 18). Die 6 kV Klemmenspannung der drei neuen Bahnmaschinen wurde in drei 16,2-MVA-Maschinenumspanner mit je drei Wicklungen (Bild 19) hochtransformiert und der neu errichteten 110-kV-Innenraumschaltanlage zugeführt. Damit die Lastspitzen des neuen 110-kV-Netzes und des alten 60-kV-Netzes auf alle Maschinen des Kraftwerkes verteilt werden konnten, wurde ein Kuppelumspanner 115/60 kV mit einer 14,5MVA Leistung von aufgestellt. Eine 110-kV-Fernleitung verband ab dem 31. Oktober 1940 das Reichsbahnkraftwerk Muldenstein mit den Bahnenergieerzeugern des süddeutschen Netzes und den Unterwerken der Strecke (Mün– chen –) Nürnberg – Saalfeld – Weißenfels – Leipzig. Nach Aufnahme des elektrischen Betriebes auf der Strecke Nürnberg – Saalfeld (Bild 20) am 15. Mai 1939 wurde Weißenfels am 6. Mai 1941 erreicht. Der streckenmäßige Lückenschluss des mitteldeutBild 18: Montage der Maschinensätze für den Eigenbedarf am 13. Juni 1938 (Foto: Historische Sammlung der DB). Bild 19: Anlieferung eines Dreiwicklungs-Maschinenumspanners der AEG am 6. Juni 1939; im Hintergrund das 110-kV-162 /3 -Hz-Schalthaus (Foto: Historische Sammlung der DB).

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