Auszug | eb - Elektrische Bahnen 1 | 2020

9 BahnenergieversorgungFachwissen 118 (2020) Heft 1 beiden Seiten anerkannt wurden. So konnte auf die im Planfeststellungsverfahren hervorgebrachten Einwendungen mit den zuvor abgestimmten technischen Lösungen erwidert werden. Der Planfeststellungsbeschluss konnte nach einer Verfahrensdauer von zwei Jahren in diesem Streckenabschnitt ohne Klagen umgesetzt werden Die Realisierung fand in den Jahren 2016 bis 2018 statt. 2 Standortuntersuchungen Beim Straßenbahnprojekt Linie 2 in Ulm war im Bereich der Wissenschaftsstadt mit Beeinträchtigung der Nutzungen vor allem durch elektromagnetische Felder (EMF) und Erschütterungen zu rechnen. In einem mehrstufigen Prozess, der sich über einen Zeitraum von etwa einem Jahr erstreckte, wurde untersucht, wie viele Institute und wie viele Geräte letztlich von den von der Straßenbahnstrecke ausgehenden Magnetfeldern betroffen sein werden. Da nicht vorausgesetzt werden konnte, dass alle Institute ihre Betroffenheit selbst einschätzen können, wurde zunächst eine entsprechende Informationsveranstaltung durchgeführt. Es wurde dargelegt, welche Geräte und Anlagen grundsätzlich gegenüber Magnetfeldänderungen empfindlich sind, zum Beispiel Elektronenmikroskope, Elektronenstrahl-Lithografiegeräte, MRT-Geräte, und es wurde eine Simulation der von der geplanten Straßenbahnstrecke zu erwartenden Magnetfelder gezeigt, sodass die Institutsvertreter eine Vorstellung davon bekamen, inwieweit ihr Institut betroffen sein könnte. Anschließend wurden alle Institute gebeten, ihre möglicherweise betroffenen Geräte zu nennen. Das Ergebnis war eine Liste von letztlich 162 Geräten aus 20 Instituten. Da die Magnetfeldempfindlichkeit vieler Geräte nicht bekannt war, weil entweder die Hersteller dazu keine Angaben liefern konnten, oder weil es sich um Eigenbauten der Universität handelte, wurden zahlreiche Störfestigkeitsmessungen durchgeführt. Dabei wurden kontrolliert Magnetfelder unterschiedlicher Stärke erzeugt und die Nutzer der Geräte gebeten, eventuell auftretende Störungen zu beobachten. Als klar wurde, dass zahlreiche Institute beziehungsweise Geräte betroffen sein würden, wurde, um die Akzeptanz der Straßenbahnstrecke zu erhöhen, das Konzept der kompensierten Fahrstromversorgung der Straßenbahnstrecke im Bereich der Universität in die Diskussion eingebracht. Es wurde in einer weiteren Informationsveranstaltung dargestellt, welche – erhebliche – Magnetfeldreduktion durch eine kompensierte Fahrstromversorgung erreicht werden kann und dass die Stadt Ulm und die Stadtwerke Ulm bereit wären, diese Technik im Bereich der Universität einzusetzen. Die Anzahl der betroffenen Institute beziehungsweise Geräte sank dadurch dramatisch, sodass letztlich nur noch sechs Geräte übrigblieben, die durch die zu erwartenden Magnetfelder gestört werden würden (Bild 2). Bei vier dieser Geräte war zu erwarten, dass aktive Magnetfeldkompensationsanlagen die Störungen ausreichend unterdrücken würden, sodass letztlich nur noch zwei Geräte – ein Transmissions-Elektronenmikroskop und ein ElektronenstrahlBild 2: Untersuchte Anlagenstandorte in der Wissenschaftsstadt Ulm (Grafik: Müller-BBM).

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