Auszug | eb - Elektrische Bahnen 1 | 2020

1 Standpunkt 118 (2020) Heft 1 Gleichstrombahnen W enn man über elektrische Bahnen spricht, denkt man zumindest in Deutschland zuerst an die große Eisenbahn, die mit Wechselstrom (AC) betrieben wird. Dabei gibt es in Deutschland jede Menge anderer Bahnen, die mit Gleichstrom (DC) betrieben werden. Man gewinnt den Eindruck, dass diese leicht genommen werden, was sicherlich auch dem englischen Begriff Light Rail zuzuschreiben ist, der häufig mit DC-Bahnen in Verbindung steht. Was durchaus seine berechtigten Gründe hat. Aber eine DC-Bahn ist kein Leichtgewicht. In zahlreichen Ländern werden mit DC Fernbahnen betrieben, ist diese Art der Bahnenergieversorgung nationaler Standard. Das betrifft gleich einige Nachbarländer. In Deutschland selbst entdeckt man jede Menge DC-Bahnen: In über 60 Städten, und damit ist Deutschland führend, verkehren Straßen- und Stadtbahnen, die ausnahmslos mit DC betrieben werden. Hinzu kommen S-Bahnen und U-Bahnen. Darüber hinaus gibt es Bahnstrecken, die mit DC elektrifiziert sind. Dazu gehören auch Bergbahnen. Eine der bekanntesten, die Bayerische Zugspitzbahn, fuhr im Juli vor 80 Jahren das erste Mal zum Schneefernerhaus. Weniger im Sichtbereich sind die Grubenbahnen in den Kohletagebauen, die ausgedehnte DCBahnnetze befuhren, auch wenn diese heute kleiner werden. Es gibt Obus-Betriebe, die technisch und regulatorisch zu den DC-Bahnen zählen, und die eHighway-Versuchsstrecken auf Autobahnen, deren elektrotechnische Ausrüstung ebenfalls mit denen der DC-Bahnen vergleichbar ist. In Deutschland beträgt die Länge aller DC-Bahnen (ohne Industriebahnen, mit Obus) rund 3900 km, Tendenz zunehmend. Das sind nur etwa 10% aller elektrifizierten Strecken. Die Vielfalt der technischen Lösungen ist aber gewaltig. Und überhaupt war die erste gebrauchsfähige elektrische Bahn eine DC-Bahn. Und DC-Bahnen werden bis heute neu gebaut, weltweit, und das mit rasantem Tempo, wie das Beispiel China zeigt. Diese Vielfalt von Anwendungen führt ebenso zu einer Vielfalt technischer Lösungen und Herausforderungen. Angefangen von mehreren Spannungsebenen und dem Drang, diese zu erhöhen, einer Vielzahl von Lösungen bei der Gestaltung der Bahnenergieversorgungs- einschließlich der Fahrleitungsanlagen, Fragen der Energieeffizienz, Spannungshaltung, Kurzschlusssicherheit und nicht zuletzt der Besonderheit, dass man bei DC-Bahnen mehr auf Berührungsspannungen und auf Streuströme achten muss, was bei der AC-Bahn oft nur ein Randthema ist, es sei denn, AC- und DC-Bahnen kommen sich näher. Wenn man heute über Elektromobilität spricht, dann ist es die DC-Bahn, die zuerst da war und an der man auch heute in den Ballungszentren bei der Bewältigung des Verkehrsaufkommens nicht vorbeikommt. Dies alles war Grund genug, die dcrps als neue Veranstaltung ins Leben zu rufen. Sie findet zum ersten Mal im Januar 2020 in Leipzig statt, als „0-HzSchwester“ der acrps, die sich als Branchenplattform für die AC-Bahnenergieversorgung bereits etabliert hat. Vortragsthemen wurden zahlreich eingereicht, man hätte noch weitere Konferenztage damit gestalten können. Sie decken das ganze genannte Spektrum ab. Als internationale Konferenz bietet sie den Blick über den Tellerrand, stellt Lösungen vor, die hierzulande unbekannt sind, die aber auch hier auf Interesse stoßen werden. Die Vorträge der dcrps werden in der eb beginnend mit dieser Ausgabe als Aufsätze erscheinen und in diesem Jahr einen etwas stärkeren Blick auf die DC-Bahnen lenken. Dr. Steffen Röhlig Chefredakteur

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