Auszug | eb - Elektrische Bahnen 3 | 2018

106 Nachrichten 116 (2018) Heft 3 Mehr elektrisch betriebene Strecken in Deutschland Im Koalitionsvertrag der Parteien CDU, CSU und SPD für eine eventuelle künftige Bundesregie- rung steht im Abschnitt Verkehr das Ziel, 70% des Schienennet- zes in Deutschland bis 2025 zu elektrifizieren und dabei mit einer neuen Förderinitiative regionale Strecken einzubeziehen. Die DB nennt für 2016 – ohne Bezugsda- tum – als ihre Betriebslänge 33380 km und davon elektrisch betrieben 20095 km, was 60 % Elektrifizierungsgrad (E-Grad) bedeutet. Eine Steigerung um 10% würde also rund 3400 km bedeuten. Dabei gilt einerseits, dass jede neu gebauten Strecke – sei es der 2017 eröffnete Schnellfahrstreckenabschnitt Breitengüßbach – Erfurt oder im Raum Frankfurt (Main) die S-Bahn-Anbindung Gateway Gardens – den E-Grad automa- tisch erhöht, und zwar rechne- risch um 1,1 Prozentpunkte je 1000 km Streckenzuwachs. Andererseits gehören zum „Schienennetz in Deutschland“ auch regionale Privatbahnstre- cken. In dem Vertrag steht ferner, dass man die priorisierten Maßnahmen für ein deutschland- weites 740-m-Netz für Güterzüge bis 2020 realisieren „wird“. S-Bahn nach Kaltenkirchen später und teurer Nach den Plänen der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein soll die 29 km lange AKN-Strecke Hamburg-Eidelstedt – Kaltenkir- chen mit Oberleitung elektrifi- ziert und mit S-Bahntriebzügen betrieben werden, die mehr Platz bieten als die jetzigen AKN-Die- seltriebzüge. Alle Bahnsteige an der Strecke sollen verlängert, zwei noch eingleisige Abschnitte zweigleisig und ein zusätzlicher Haltepunkt gebaut werden. Man rechnet mit viel mehr Fahrgäs- ten, weil Pendler dann ohne Um- steigen bis in die Hamburger Innenstadt fahren können. Die bisher für 2020 geplante Inbe- triebnahme wird sich voraussicht- lich auf 2021 verschoben. Ur- sache sind die beiden Planfest- stellungsverfahren, die eigentlich bis Ende 2017 abgeschlossen sein sollten. Prüfung und anschließende Anpassung der Planunterlagen für die öffentliche Auslegung hatten mehr Zeit in Anspruch genommen als vorher- gesehen. Die Hamburger Ver- kehrsbehörde wagt keine Zeit- prognose dafür, das schleswig- holsteinische Verkehrsministeri- um nennt jetzt Ende 2018. Auf schleswig-holsteinischem Gebiet sind rund 230 private Einwen- dungen und 42 öffentliche Stel- lungnahmen eingegangen, auf Hamburger Gebiet sind es 49 und 27. Bei dem 3,5 km langen Abschnitt beiderseits Ellerau er- fordert das zweite Gleis teils er- hebliche Eingriffe in private Grundstücke. Trotz aufwändiger Erwiderungen und teilweise Ein- zelerörterungs-Terminen befürch- tet man hier Klagen gegen einen Planfeststellungsbeschluss. Das Projekt wird auch teurer als die 2013 geplanten 90 Mio. EUR; eine aktuelle Prognose nennt 116 Mio. EUR. Gründe sollen all- gemeine Preissteigerungen und aufwändigerer Lärmschutz sein. Die neue Summe gefährdet den ohnehin knappen Faktor 1,12 aus der Kosten-Nutzen-Rechnung, denn unter dem Wert 1,0 gibt es keine Bundeszuschüsse, und ohne die wäre das Projekt wahr- scheinlich beendet. Eine aktualisierte Berechnung soll noch im Februar 2018 vorliegen. Schließlich sind sich die beiden Länder noch immer nicht einig, wie sie Infrastruktur- Investitionen und Betriebskosten für die neue Linie aufteilen sollen. Damit sich das Projekt möglichst nicht noch mehr verspätet, sollen noch während der Planfeststel- lungsverfahren erste Vorbereitun- gen für die Ausschreibungen anlaufen. Grundsanierung der Schnellfahrstrecke Mannheim – Stuttgart Über die 99,3 km lange Schnell- fahrstrecke (SFS) Mannheim Hbf – Stuttgart-Zuffenhausen fahren täglich etwa 200 Züge teils mit 280 km/h. Die Fahrt von Mannheim nach Stuttgart oder umgekehrt dauert fahrplanmä- ßig im Mittel 38 min, zuvor hatten Fernschnellzüge durch- schnittlich 80 min gebraucht. Die im Juni 1991 eröffnete SFS muss grundsaniert werden und soll dafür von April bis Oktober 2020 für 200 Tage voll gesperrt werden. Dabei sollen 200 km Gleise und 140 Weichen sowie die Oberleitungsanlagen erneuert werden, wozu überra- schend auch die Masten genannt werden. Konkrete Informationen über die Umlei- tungsfahrpläne soll es spätestens zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019 geben.

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